Orgel in der St. Laurentii Kirche Itzehoe

Wach geküsst: Unsere Orgeln

Lisa Scheide

Unser Kirchenkreis hat im Sprengel Schleswig und Holstein die meisten historischen Orgeln. Nun hat Kreiskantor Kristian Schneider zusammen mit Linus Weilepp eine Plattform für die Instrumente geschaffen und eine Webseite erstellt. Lisa Scheide sprach mit Kristian Schneider über die Orgellandschaft des Kirchenkreises.

Die Orgel ist das Musikinstrument des Jahres. Als Kristian Schneider 2014 als Kreiskantor anfing, hätte er nicht gedacht, dass es hier im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf so viele Orgel-Schätze gibt. Er begann mit einer Bestandsaufnahme und wurde immer begeisterter von den Instrumenten, die er vorfand. Auf der Webseite www.orgellandschaft-kkrm.de präsentiert er nun die Orgeln – mit genauer Beschreibung und Klangbeispielen. Linus Weilepp hat die Orgeln fotografiert und die Internetseite gebaut. Ein schönes Projekt, das noch nicht beendet ist.

Herr Schneider, welche Orgeln sind zurzeit auf der neuen Webseite zu finden?

Wir haben den Schwerpunkt zunächst auf die historischen Orgeln gelegt. Die historischen Instrumente decken die Zeitspanne zwischen 1680 und 1936 ab. Außerdem sind noch drei moderne Orgeln dabei, die auch Teil unserer jährlichen Konzertreihe Orgelherbst sind beziehungsweise schon waren: Glückstadt, die Thomaskirche Elmshorn und die Osterkirche Sparrieshoop. Diese drei Kirchengemeinden haben in ihren Kirchen moderne Konzertinstrumente, die beispielhaft für den Orgelbau der Nachkriegszeit stehen. Die Webseite wird aber mit der Zeit auch weitere Orgeln präsentieren.

Wie viele Orgeln gibt es in unserem Kirchenkreis?

Insgesamt 49, davon 23 neue, also nach 1949 erbaute. 18 komplett erhaltene historische Orgeln und acht Orgeln mit historischen Bestandteilen. Wir sind unter den ländlichen Kirchenkreisen im Sprengel Schleswig und Holstein, derjenige mit den meisten historischen Orgeln.

Woran liegt das?

Zum einen lagen viele Orgeln gerade im ländlichen Bereich lange im Dornröschenschlaf. Keiner hat sie – vom Grundkonzept her – hinterfragt oder „gewaltsam modernisieren“ wollen. Deshalb sind viele Instrumente erhalten geblieben. Und dann hängt das wohl auch mit der sehr lobenswerten Mentalität auf unseren Dörfern zusammen: Konservativ, aber in Verbindung mit viel Achtung der Tradition gegenüber. In größeren Orten wurde oft viel rausgerissen, aber gerade auf den Dörfern waren die Menschen sehr verantwortungs-bewusst ihren Kirchen gegenüber und stolz auf ihre Tradition.

Ist denn Orgel gleich Orgel?

Nein, überhaupt nicht. Jede Orgel spiegelt die Epoche wieder, in der sie entstanden ist. Musikalisch und kunsthistorisch. Die Orgeln sind in der Regel für die Musik der Epoche geeignet, in der sie gebaut wurden. Bei der Barockorgel ist der Tastenumfang zum Beispiel etwas geringer als bei einer romantischen Orgel, die Klangfarben transparenter. Es geht natürlich auch „crossover": In Kellinghusen können Sie auch Bach spielen, aber es klingt romantisch.

Welche Orgel ist denn in unserem Kirchenkreis die älteste?

Die ältesten Reste befinden sich in der St. Nikolaikirche Elmshorn: Dort gibt es Orgelpfeifen von 1684, die stammen noch von Joa-chim Richborn und Arp Schnitger. Die älteste komplett erhaltene Orgel steht in Neuendorf. Sie ist von 1759.

Und wo steht die neueste  Orgel?

In Glückstadt, sie wurde 2020 eingeweiht. Die alte Nachkriegs-Kemper-Orgel wurde in das Baltikum verkauft, wo sie komplett erneuert wurde. In Glückstadt wurde ein hochwertiges Instrument von Cornelius Winterhalter eingebaut. Wenn eine neue Orgel gebaut wird, muss sie die Epoche widerspiegeln, in der sie gebaut wurde. Sie hätten in Glückstadt keinen barocken Prospekt, also keine barocke Hülle, kopieren dürfen. Das Instrument musste wirklich modern sein, sollte aber Elemente aus der alten Kirche aufnehmen. Da gab es natürlich auch einige Diskussionen mit dem Denkmalamt. In Glückstadt findet am 28. August auch das Eröffnungskonzert des diesjährigen Orgelherbstes statt.

www.orgellandschaft-kkrm.de

Veröffentlicht am Fr 23.04.2021