Von linken Brüdern und alten Gräben

Was hat vom Geist des Nationalsozialismus in der kirchlichen Arbeit auch nach 1945 überlebt? Den Initiatoren der Ausstellung "Neue Anfänge nach 1945?" zufolge eine ganze Menge, so zum Beispiel die schnelle Weiterbeschätigung von ehemaligen NS-Anhängern/Mitläufern und die unkritische Vergebungspraxis in diesen Fällen.

Für den früheren Itzehoer Pastor em. Jens Motschmann hingegen war vor allem die "starke Verharmlosung des Kommunismus", die die Kirchenleitung seiner Meinung nach nach dem Krieg praktizierte, ein Ärgernis. "Es gab damals einen Linksruck in der Kirche", bekräftige der Theologe am Mittwochabend, der darüber in den siebziger Jahren das "Rotbuch Kirche" verfasst und für jede Menge Aufsehen gesorgt hat - bin hin zur Überlegeung der Leitung, ein Amtszuchtsverfahren gegen ihn einzuleiten.

Der erzkonservative und politisch umstrittene Motschmann stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion um alte Sünden und neue Anfänge - und er traf in diesem Gespräch auch auf zwei "linke Brüder", wie die politisch links stehenden Theologen genannt wurden. So stellte sich Pastor em. Ulrich Hentschel mit den Worten vor: "Ich bin einer von denen, von denen Sie meinen, dass sie die Kirche unterwandern".

Im Gespräch ging es um das Reich Gottes und um die Frage, ob Kirche sich gesellschaftspolitisch äußern sollte - und es ging friedlich zu. Am Ende, so waren sich alle vier Gesprächsteilnehmer einig, war es gut "nicht übereinander, sondern miteinander" zu reden, wie Georg Alexy, Pastor der Innenstadtgemeinde, das Gespräch bereits eingeleitet hatte.


Die Ausstellung ist noch bis 14. März in Itzehoe zu sehen! 

Do. 3.3./15.30 -17.30 Uhr, Fr. 4.3./ 15.30 -17.30 Uhr, Sa. 5.3./10 -13 Uhr, Do.10.3./15.30 - 17.30 Uhr, Fr. 11.3./15.30 -17.30 Uhr, Sa. 12.3./10 -13 Uhr und nach den Gottesdiensten.

Veröffentlicht am Do 03.03.2016