Propst Stadtland segnet Pastorin Johannigmann
Propst Stadtland segnet Pastorin Johannigmann.

„Kirche – für mich ein Raum, um Neues auszuprobieren”

Natalie Lux

Interview mit Karin Johannigmann über einen späten Berufseinstieg als Pastorin, über Impulse und Herausforderungen.

Pastorin Karin Johannigmann (53) ist nach ihrem Theologiestudium in den Neunzigerjahren nun 
vor vier Jahren ordiniert worden, verbrachte ihren Probedienst in der Emmausgemeinde und bekleidet dort nun auch ihre erste Pfarrstelle.

Frau Pastorin Johannigmann, zwischen Studium und Berufseinstieg liegen mehr als 20 Jahre. Wie kam es zu dem späten Start als Pastorin?

Ich hatte bereits 1993 fertig studiert, mich dann aber zunächst komplett der Familie gewidmet. Mein Mann, auch Pastor, und ich haben zwei Kinder bekommen und ich bin lange in Elternzeit geblieben. Ich habe es genossen, Zeit und Ruhe für die Familie zu haben, und durch die ländliche Wohnsituation waren die Kinder auch lange darauf angewiesen, dass sie jemand fährt. Ich war in der Kirchengemeinde immer ehrenamtlich aktiv und zeitweise habe ich in der Familienbildung gearbeitet. Als die Kinder erwachsen waren, habe ich die Chance genutzt und mein Ziel, Pastorin zu werden, wieder aufgenommen.

Was unterscheidet Sie von einer jüngeren Berufseinsteigerin?

Zuerst habe ich mich schon gefragt, schaffe ich das? Erinnere ich mich an die theologischen Inhalte, wie wird es sein, noch einmal eine Ausbildung zusammen mit so viel jüngeren Menschen zu beginnen? Aber für mich hat sich gezeigt: Theologisches Denken und Lebenserfahrung können sich gut ergänzen. Und in die neueren theologischen Entwicklungen einzutauchen, war sehr spannend.

Sie arbeiten ja nun schon seit vier Jahren in der Emmausgemeinde, auch wenn die offizielle Amtseinführung erst jetzt stattgefunden hat. Welche Impulse sind Ihnen in Ihrer Arbeit wichtig – bisher und in Zukunft?

Ich selbst habe Kirche in meinem Leben immer wieder als einen Raum erlebt, wo man sich einbringen und Neues ausprobieren kann. Wo man Glauben leben und erleben kann. Darum schätze ich es sehr, dass sich in der Emmausgemeinde viele unterschiedliche Menschen engagieren. Mit meinen Gaben und Fähigkeiten bin ich gern Teil dieser Gemeinschaft, möchte aber auch ermöglichen, dass andere ihre Gaben einbringen können – im Konfirmand*innenunterricht, im Gottesdienst, eigentlich überall. Als sehr wichtig und inspirierend erlebe ich außerdem die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus der evangelischen Kirche und aus der Ökumene. Auch auf diesem Gebiet werden wir sicherlich manches neu ausprobieren müssen angesichts der künftigen Herausforderungen. Aber, wie gesagt, um Neues auszuprobieren ist Kirche für mich genau der richtige Raum.

Veröffentlicht am Fr 02.07.2021