Die Bibel erzählt von einem mit den Menschen solidarischen Gott und zeigt auf wie durch Teilen das Leben aller bewahrt werden kann. „Solidarität“ wurde dann im 19. Jahrhundert zum zentralen Begriff der sozialen Bewegungen, zu denen auch die Gewerkschaften gehören. Diese setzen sich bis heute dafür ein, dass Menschen durch Arbeit ihre Existenz auch sichern können und grundsätzlich Menschen in unserer Gesellschaft nicht verloren gehen.
Und Solidarität ist gerade jetzt gefragt! In der derzeitigen Notlage wünschen sich – so mein Eindruck – besonders viele Menschen eine solidarisch handelnde Gesellschaft. Wir ahnen, nur wenn es uns gelingt, Lasten zu teilen und die am stärksten Betroffenen Unterstützung erfahren, schaffen wir es durch die Krise und haben überhaupt eine Zukunft. Und gerade, weil der Wunsch nach Zusammenhalt und Gemeinsinn wächst, verzweifeln viele gerade, weil sie so wenig davon wahrnehmen und stattdessen Uneinigkeit, Spaltung und misslingende Kommunikation zu überwiegen scheinen.
Ich persönlich glaube, dass die wahrgenommene Konflikthaftigkeit in unserer Gesellschaft nicht zugenommen hat, weil die Pandemie uns so weit voneinander entfernt hat, sondern im Gegenteil, weil wir einander nähergekommen sind und wieder aufeinander angewiesen sind, fangen wir an uns aneinander auch zu reiben. Weil wir unsere Gleichgültigkeit verloren haben und weniger neben einander her leben, müssen auch mehr Konflikte miteinander ausgetragen werden. Wie verschieden wir sind und wie verschieden wir die Welt sehen, nehmen wir zum Teil erst jetzt so richtig wahr.
Wir setzen uns wieder miteinander auseinander, sind uns weniger egal als früher und dadurch paradoxerweise - auch wenn sich das oft nicht so anfühlt– ein ganzes Stück solidarischer geworden!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen gesegneten 1. Mai! Für eine solidarische Zukunft!
Pastorin Birgit Dušková, Flüchtlingsarbeit Kirchenkreis und Kirchengemeinde Glückstadt
