Novemberblues

Lothar Volkelt, Pastor in Kellinghusen

Mit etwas Licht kann ich all das Andere sehen, was es noch gibt und dann wieder nach oben steigen, zurück ins Licht, da wo es hell ist, ins Licht des Advents.

Im dunklen trüben November geht unsere Stimmungslage Stufe für Stufe in den Keller. Dunkelheit, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Ewigkeitssonntag, Coronapandemie, Erkältungszeit und was uns sonst noch alles auf der Seele liegt.

Stufe für Stufe geht es nach unten in Richtung Niedergeschlagenheit, Müdigkeit und Angst. Von Jesus sagt man, er sei hinabgestiegen in das Reich des Todes. Er hat das auch erlebt, er hat das alles gesehen, erfahren und erlebt, was es da unten alles gibt. Aber Jesus ist danach auferstanden aus dem Reich des Todes, wieder nach oben gekommen ins Licht und ins Leben, auferstanden von den Toten.

Wie geht das? Können wir das auch? Nicht nur nach dem Tod sondern auch jetzt schon in den dunklen Kellermomenten des Lebens?

Seeleute auf einem Schiff können uns da einen Tipp geben: Ein Seemann steigt eine Treppe auf einem Schiff – die man Niedergang nennt (Was für ein Wort!) – rückwärts hinunter. Er oder sie behält dabei den hellen Ausgang oben im Blick (und fällt nicht herunter). Wenn man schon ins Dunkle nieder steigen muss, dann wenigstens das Helle im Blick behalten, das Wissen darum, dass oben Licht ist, dass es mehr gibt, als nur den Keller. Und man kann sogar eine Art Taschenlampe mit nehmen in den Keller, nämlich den Gedanken, dass Gott mit mir zusammen da runter geht und mir auch zeigen wird, wie ich da wieder heraus komme.

Solange ich alleine bin, macht mir das Dunkel Angst. Und Angst engt ein, auch meinen Blick. Ich sehe nur noch das Dunkle. Aber mit etwas Licht kann ich auch all das Andere sehen, was es noch gibt und dann wieder nach oben steigen, zurück ins Licht, da wo es hell ist, ins Licht des Advents.

Lichte Gedanken in trüber Zeit wünscht Ihnen Pastor Lothar Volkelt.

Veröffentlicht am Fr 05.11.2021