Kreidewände weiterzuschreiben

Jörg Henke, Verrtretungspastor im Kirchenkreis z.Zt. in St.Michaelis,Itzehoe und Kremperheide

"Ich wünsche dir Momente der Stille, in denen du eine Ahnung gewinnst von dem, was hinausreicht über unsere Zeit." (Tina Wilms)

Welch wunderbarer Segenswunsch für diese Novemberwochen. Einmal in eine Ruhe finden, die Anschluss herstellt an das, was wirklich wichtig ist.

Eine junge Künstlerin hatte einen lieben Menschen verloren. Um diesen Tod zu bewältigen, installierte sie eine überdimensionale Kreidetafel an einer schäbigen Hauswand in ihrer Straße. Auf dieser Tafel stand nichts weiter als vielfach der Satzanfang: „Bevor ich sterbe, möchte ich…“ Punkt, Punkt, Punkt. Die Resonanz war so gewaltig, dass die Idee mit den „Before I dy – bevor ich sterbe – Kreidewänden“  in über 70 Länder ging.

Nachdenkenswertes war da zu lesen: „nach Florenz fahren“, „einen Baum pflanzen“, „meine Tochter aufwachsen sehen“. Andere schrieben mit Kreide Sätze wie “Bevor ich sterbe, möchte ich ein Boot erwerben“, „in einer Baumkrone die Sterne zählen“, „ganz und gar ich selber sein“.

Oft standen da aber auch nur ein oder zwei große Worte: Bevor ich sterbe, möchte ich: „tanzen“, „Gerechtigkeit sehen“, „glauben“.

Innehalten ist eine Chance dieser Novemberwochen. Auch in den Gottesdiensten wird es darum gehen, damit ich mein Leben wirklich leben kann und um Ziele weiß, die lohnen.

Davon eine Ahnung zu gewinnen wäre viel. Danach zu leben wäre noch mehr. Lassen wir uns dazu segnen.

Jörg Henke, Verrtretungspastor im Kirchenkreis z.Zt. in St.Michaelis, Itzehoe und Kremperheide

Veröffentlicht am Fr 15.11.2019