Grenzerfahrungen

Pastor Hans-Peter Mumssen, Christus-Zentrum Arche

Irgendwann stoßen wir alle einmal an unsere Grenzen. Vielleicht bestaunen wir Sportler, Künstler oder Genies, doch selbst sie haben Grenzen.

Es geht ihnen nicht anders als uns. Unser Denkvermögen ist begrenzt. Nicht jeder absolviert ein Abitur mit einer Eins. Unsere körperliche Kraft ist begrenzt, ebenso unser Wahrnehmungs- und Auffassungsvermögen. Doch was machen wir, wenn wir an unsere Grenzen stoßen?

Vor etlichen Jahren, als meine Frau schwanger war, hatte ich ein Gespräch unter Nachbarn. Sie sagten: „Na, hoffentlich wird‘s ein Junge.“ Sie meinten das, weil unsere ersten drei Kinder Mädchen waren. Ich antwortete: „Und wenn nicht? Wir freuen uns über jedes Kind, egal ob Mädchen oder Junge.“ „Naja“, sagte jemand, „stimmt eigentlich auch. Also - Hauptsache gesund!“ Darauf fragte ich: „Und wenn nicht?“ Tatsächlich bestaune ich Eltern mit behinderten Kindern. Ihre Liebe, ihre Geduld und ihre innere Weite faszinieren mich. Sie haben sich das bestimmt nicht gewünscht, doch nun leben sie mit diesen Grenzerfahrungen. Fragen wie „Was ist der Wert des Lebens?“ buchstabieren sie täglich neu durch.

Ich glaube, dass gerade unsere Begrenztheit uns zu den richtigen Fragen führen kann. Wenn alles glattläuft, meinen wir vielleicht, wir hätten das Leben im Griff. Bis wir dann an unsere Grenzen kommen. Wer hat unser Leben dann im Griff?

Wann fangen wir an, nach Gott zu fragen? Ich meine, ein Bewusstsein für unsere eigenen Grenzen würde schon genügen. Einer der Schreiber der Bibel hat es einmal so ausgedrückt: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Tatsächlich laufen viele Menschen vor dieser letzten Grenze des Lebens davon. Warum eigentlich? Wäre es nicht viel besser, danach zu fragen, ob es eine Hoffnung gibt, die über den Tod hinaus geht? Ich habe eine Antwort gefunden, denn ich vertraue darauf, dass Jesus Christus den Tod überwunden hat. Und erstaunlicherweise verändert das nicht nur meine Einstellung zum Tod sondern zum gesamten Leben. Tatsächlich kann gerade unsere Begrenztheit dazu führen, dem zu vertrauen, der unbegrenzt ist.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.

Veröffentlicht am Fr 18.10.2019