Gesetzeserfüllung

Pastor Bert Johannigmann, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Barmstedt

So ist nun die Liebe  des Gesetzes Erfüllung. (Römerbrief 13,10)

Bei Gefahr und Naturkatastrofen ist es gut zu wissen: Gesetze rufen zur Ordnung, leiten Menschen an. Aber man muss persönlich einschätzen bzw. nachdenken. Das Gesetz fordert, ich muss es mit eigener Entscheidung und Tat erfüllen. Ein Beispiel: Die Weisung Gottes “Du sollst nicht töten!“ Das versteht jeder und richtet sich im eigenen Handeln danach. Zum Beispiel fahre ich nicht zu schnell auf Strasse oder Radweg, weil mein Sicherheitsgefühl mir das sagt.

Nehmen wir mal an, man würde dieses einfache Gesetz in tausende Einzelgesetze zergliedern: Die Übersicht ginge beim Durchlesen der ganzen vielen Vorschriften verloren. Die Gemeinschaft stritte sich über die Auslegung und das Verständnis; die Mächtigsten unter den Menschen würden dann ihre Deutung durchsetzen wollen. Wenn ich Christ bin, bliebe mein Gewissen aber besser beim einfachen „Du sollst nicht töten!“ Denn das Leben fördern ist immer das Gute und Richtige.

Nun sind da aber meine Interessen, die der Menschengruppen, vieler Völker weltweit. Wir Menschen haben immer Angst, von irgendwelchen Dingen nicht genug zu bekommen, wollen dann womöglich das Gesetz umgehen. Etwa: Schneller und unvorsichtiger fahren, um mehr Aufregung zu geniessen. Christen wissen, dass Gott uns Menschen das Leben geschenkt hat. Gesetze um uns herum machen uns für Gefahren aufmerksam; aber Gott gibt noch “eins drauf“, er erfüllt uns mit Liebe. Wir brauchen uns nicht wie außengeleitete Wesen zu fühlen, die nach lauter Vorschriften zu leben haben. Werde ich mir bewußt, ein von Gott geschaffener Mensch zu sein, gewinne ich damit zugleich „Ehrfurcht vor dem Leben“ aller (A. Schweitzer). Als freie Menschen können wir innengeleitet aus Liebe handeln; das ist die Erfüllung des Gesetzes.

Pastor B. Johannigmann, Hemdingen

Veröffentlicht am Fr 16.07.2021