Er ist auferstanden!

Thielko Stadtland, Propst im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

Liebe Leserinnen und Leser,

an Ostern geschieht eigentlich nichts, zumindest nichts Neues. Alles war schon da und ist bekannt. Leiden und Verrat, Prozess und Kreuzigung, Grablegung und … das Grab ist leer. Er ist auferstanden.

Und zugleich geschieht an Ostern alles. Und alles wird neu, immer wieder. Denn die Welt wird auf den Kopf gestellt. Fragen steigen auf: Ist der Tod doch nicht die letzte Wahrheit in unserem Leben? Gibt es Anderes, Größeres? Kann ganz unvorhergesehen und ungeplant eine Wende stattfinden, die alles andere grundlegend verändert?
So haben es die ersten Christ:innen erlebt. Ihre Geschichte klingt ganz anderes. Da ist von Gemeinschaft und Leidenschaft die Rede. Von Vertrauen und großartigen Ereignissen, die ein so gutes Gefühl vermitteln. Von Vergebung und neuen Anfängen im Schweren wird erzählt und von einer großen Liebe, die alles trägt. Die Hoffnung auf all das wurde zerstört am Kreuz von Golgatha. Die ersten, die das realisierten, müssen sich wie tot gefühlt haben, verzweifelt in ihren Gebeten. Bis die ersten mutigen Frauen frühmorgens am Grab waren und ihre Herzen übersprudelten vor Glück: Maranatha! Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Der dreifache Osterruf hat Tradition bis heute!
Diese Worte sind heute vielleicht schwer verdaulich. Mitten in Europa werden wieder Massengräber entdeckt. Zwischen zwei geschwisterlichen Ländern scheint es keine Brücken mehr zu geben. Nichts verbindet und hält.
Umso mehr halte ich an genau diesen Worten fest. Gerade jetzt, wo meine eigene Hoffnung so klein geworden ist. Maranatha! Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!
Frohe Ostern!
Ihr Thielko Stadtland
Propst im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

Veröffentlicht am So 17.04.2022