13.000 weiße Stühle

Gabriele Schinkel, Pastorin in Glückstadt und Borsfleth

Noch am Montag haben mehrere Organisationen 13.000 weiße Stühle vor dem Reichstagsgebäude aufgestellt-symbolisch für die Menschen im griechischen Flüchtlingslager Moria. Um ihre baldige Evakuierung zu fordern

Und um zu zeigen: Wir haben noch Platz für sie.

Dieser Aktion sind andere vorausgegangen, es gab viele Warnungen vor einer möglichen Katastrophe, die nun eingetreten ist.

Heute kann niemand mehr die Augen verschließen vor dem Elend in den Flüchtlingslagern dieser Welt. Denn die Flammen von Moria haben sich tief in unsere Netzhaut eingebrannt. Noch ist wenig bekannt über die Ursache für das Feuer, Brandstiftung wird vermutet und über vieles spekuliert.

Ein furchtbarer Gedanke, dass es die Flüchtlinge selbst gewesen sein könnten in einem verzweifelten Versuch, auf ihre ausweglose Situation aufmerksam zu machen. Genauso schrecklich die Vorstellung, Einheimische könnten die Brände gelegt haben. Weil auch sie sich schon lange nicht mehr beachtet fühlen von Europa und der Welt.

Wir haben Schuld auf uns geladen.

Die Suche nach einem Sündenbock hat begonnen, in der Politk wird die Verantwortung schon wie der berühmte schwarze Peter weitergereicht. Zielführend ist das nicht.

Jetzt kommt es vor allem darauf an, die in den Blick zu nehmen, die unseren Schutz brauchen und schnellstmögliche Hilfe, denn:

“Was ihr für eines meiner geringsten Geschwister getan habt, habt ihr für mich getan.” (Mt 25,40b)

Mit diesem Satz holt Jesus die Notleidenden dieser Welt aus ihrer Anonymität und legt sie uns ans Herz. Und wenn das noch nicht weit genug sein sollte, so können wir darum bitten:

“Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite. Herr, erbarme dich.”

 

Es grüßt Sie herzlichst

 

Ihre Pastorin Gabriele Schinkel, Glückstadt und Borsfleth

Veröffentlicht am Fr 11.09.2020