Erst kam der Schock durch einen anonymen Brief, in dem Propst Steffen Paar und sein Ehemann Christoph Paar unverblümt bedroht wurden. Es folgte der Vorsatz, sich nicht einschüchtern zu lassen. Und inzwischen ist Propst Paar ganz gerührt von der Welle an Zuspruch, Mitgefühl und Solidarität, die ihn in diesen Tagen erreicht. “Das Netzwerk der Solidarität ist da”, sagt Paar.
Allein 200 Mails zählte der Geistliche bis Donnerstagabend in seinem Postfach. Darunter waren Zuschriften aus dem Umfeld des Kirchenkreises. Aber auch Menschen, die teilweise seit Jahren oder nie mit Kirche zu tun hatten, drückten Ihre Anteilnahme aus. Einige nutzten die Gelegenheit, mit Propst Paar über die politische und gesellschaftliche Situation und ihre eigenen Sorgen und Ängste ins Gespräch zu kommen. Wieder andere wollten sich vergewissern, ob der Brief auch wirklich echt sei. 100 Menschen sprachen Steffen Paar auf die Mailbox.
Eine kleine Auswahl an Zitaten
“hab alles gelesen und bin schockiert”
“Ich hätte Angst und könnte die Angst nicht so gut verbergen”
“Etwas ohnmächtig sitze ich vor dem PC und möchte Ihnen meine Solidarität versichern”
“Obwohl ich jetzt kein ausgesprochener Christ bin, bleiben die wichtigsten Dinge die uns als Mensch ausmachen. Glaube, Hoffnung, und die Liebe.”
“Prinzipiell denke ich, dass das für die Kirche auch die Chance bietet, Menschen wieder näher zu Gott zu führen.”
“Ich bin als Woman of Color darauf angewiesen, dass sich Menschen weiterhin für die Werte des Grundgesetz und des neuen Testaments einsetzen.”
“Danke für Ihren Dienst an vorderster Front!”
“Wenn die Gesellschaft so gespalten ist, muss die Kirche die Probleme der Gesellschaft aufzeigen und einen Gegenentwurf zum Hass der wenigen Idioten anbieten.”
Zuspruch geben
Auch Christoph Paar, der den Brief auf seinem Social-Media-Account veröffentlicht hatte, erlebt eine Welle der Solidarität. In seinen Postfächern bei Instagram und Facebook bekundeten ebenfalls Hunderte Menschen ihre Solidarität. Auf weitere Interviews mit Journalisten hatte das Ehepaar verzichtet, nachdem sie alles Wesentliche im Schleswig-Holstein-Magazin des Norddeutschen Rundfunks (NDR) zum Ausdruck gebracht hatten. Jetzt geht Steffen Paar wieder der Aufgabe nach, die er als Pastor als seine Hauptaufgabe bezeichnet: Selbst Zuspruch geben. Für die Sorgen der Menschen in unserer Region und darüber hinaus ein offenes Ohr haben. Für die, die nach Gott suchen und die, die es nicht tun.