Im alten Pastorat der Kirchengemeinde Hohenaspe ist etwas Neues entstanden: Der „Raum der Stille“. Am 13. April wurde er feierlich eröffnet - als ein Ort für alle Menschen, unabhängig von Religionszugehörigkeit oder Glauben. Das Projekt konnte auch mit Unterstützung des Innovationsfonds des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf verwirklicht werden. Entstanden ist ein schlichter, heller Raum mit Platz für bis zu 30 Personen. Von hier aus ist die benachbarte St. Michaelis-Kirche zu sehen. Der Blick fällt aber auch auf ein großformatiges Bild, das Wasser und Licht zeigt. Es steht für Ruhe und Bewegung zugleich.
Im Gespräch mit Pastorin Stefanie Warnke wird schnell deutlich: Dieser Ort ist mehr als nur ein Raum. „Wir haben hier jetzt Zeit und Raum für Neues. Ideen dürfen wachsen. Es darf sich etwas entwickeln.“ Wie der Raum wirkt, das hat die Pastorin mit einer Konfirmanden-Gruppe getestet. Sie stellte fest, dass die jungen Menschen zur Ruhe kamen, als sie sich in das Wandbild vertieften. Auch der Gesang klingt hier anders, intensiver. Man sitzt näher beieinander, das stärkt das Gefühl von Gemeinschaft.
Die Kirchengemeinde erlebt durch den neuen Ort eine Aufbruchsstimmung. „Wir sind gerade schrecklich kreativ“, sagt Pastorin Warnke lachend. Qi-Gong, Yoga, Lesungen, Trauerfeiern im persönlicheren Rahmen und Andachten haben bereits Einzug gehalten. Auch die Winterkirche wird hier von Oktober bis März ihren Platz finden. Im benachbarten Raum mit rund 50 Quadratmetern ist Raum für größere Veranstaltungen, wie jüngst die erste Lesung im Rahmen des neuen Formates Kulturkirche, die im Ende April kurz nach dem Raum der Stille gestartet ist. Ein Konzert in der Kirche mit Liedern von Phil Collins über Santiano, Amy Macdonald und Die Ärzte machte den Auftakt, ein Whisky-Tasting ist geplant. „Die fröhliche Stimmung bei solchen Veranstaltungen schätze ich sehr“, so die Pastorin.
Wer sich fragt, was das alles mit Kirche im klassischen Sinn zu tun hat, bekommt eine klare Antwort: „Wir öffnen uns für Gemeinschaft. Die Menschen werden davon erzählen, dass sie in der Kirche waren. Kirche ist wieder im Leben und die Menschen erinnern sich an die schönen Momente.“ Auch der Getränkeverkauf bei den Veranstaltungen verfolgt einen guten Zweck: Die Einnahmen fließen in den Erhalt der Kirche.
Mit dem neuen Raum geht auch ein Wandel im Gemeindeleben einher. Manche Traditionen werden neu gedacht. So gibt es künftig keine Einzelbesuche bei Jubelhochzeiten mehr. Stattdessen lädt die Gemeinde die Paare zweimal im Jahr zu einem gemeinsamen Fest ein, mit Andacht, Pärchensitzen, Sekt, Suppe und Gespräch im Raum der Stille und dem angrenzenden Saal. „Das Pastorat soll ein lebendiger, belebter Ort sein, an dem Menschen ein und aus gehen“, so Warnke.
Der Kirchengemeinderat hat eine neue Philosophie formuliert: „Wir sind ein offenes Haus. Nach der Kirchenzugehörigkeit wird nicht gefragt.“ Und doch bleibt das Fundament klar: „Bei den Projekten, die wir uns wünschen, soll der Mensch in seiner Ganzheit im Zentrum stehen. Christliche Werte und ein christliches Menschenbild sind Voraussetzung“, betont die Pastorin.
Wer Ideen hat, wie der Raum der Stille und das Pastorat weiter mit Leben gefüllt werden können, ist herzlich eingeladen, sich bei der Kirchengemeinde zu melden. Hier ist Raum für Neues. Raum für Begegnung. Raum für Gemeinschaft.