Eine Gruppe von 18 Personen sitzt im Kreis um Dr. James Karanja, der einen Vortrag über Rassismus in der Partnerschaftsarbeit hält.
Es ging nicht um einfache Antworten sondern um wichtige Fragen beim Rassismus-Sensibilisierungs-Training mit Dr. James Karanja.

Rassismus-Sensibilisierung: Gemeinsam fragen, zusammen wachsen

Alessa Pieroth

Wie gelingt Partnerschaft auf Augenhöhe? Im Workshop zur Rassismus-Sensibilisierung von Dr. James Karanja trafen sich Engagierte aus der Partnerschaftsarbeit, um über Macht, Strukturen und gemeinsame Wege nachzudenken.

Wie sollte der Workshop heißen, den Ökumenepastor Dirk Fanslau gemeinsam mit Dr. James Karanja von der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau plante? Die Vorbereitenden entschieden sich für den etwas langen Begriff „Rassismus-Sensibilisierungstraining“, denn der häufig verwendete Begriff Antirassismus-Training klang Fanslau zu negativ. Er wollte nicht anklagend "gegen etwas" sein, sondern die Achtsamkeit für ein wichtiges Thema schärfen. 

Im Mittelpunkt stand die Frage: Wo tragen wir – bewusst oder unbewusst – rassistische Denkmuster in uns? Gerade in der Partnerschaftsarbeit können solche Strukturen Beziehungen belasten. Die 18 Teilnehmenden des Workshops engagieren sich in internationalen Partnerschaften oder bereiten sich aktuell auf eine Lernreise des Kirchenkreises nach Ostafrika im Juni vor. Am 9. und 10. Mai trafen sie sich im Kirchlichen Zentrum Elmshorn, um gemeinsam zu reflektieren und zu lernen. 

Der Workshop lieferte keine einfachen Antworten. Aber er stellte wichtige Fragen: Wofür gibt es Partnerschaften? Wer hat offen oder verdeckt das Sagen? Welche Rolle spielen Geld und Macht in kirchlichen Beziehungen zwischen Nord und Süd? Und wie vermeiden wir es, Personen aus der jeweils anderen Kultur durch stereotype Sichtweisen festzulegen? In intensiven Gesprächen wurden strukturelle Unterschiede zwischen der evangelischen Kirche in Deutschland und in Ostafrika deutlich – etwa in der Ausbildung von Pastor:innen oder in der Offenheit für persönlichen Austausch. Klar wurde: Partnerschaft ist mehr als finanzielle Hilfe. Sie lebt von Dialog auf Augenhöhe, Selbstkritik und der Offenheit für andere Perspektiven.

Zusammen ergründeten die Teilnehmenden des Workshops auch die Anfänge ihrer Partnerschaften und erinnerten sich an Briefe von Konfirmand:innen, an erste Besuche und Begegnungen. Gleichzeitig wurden kritische Fragen laut: Werden Partnerkirchen in Afrika manchmal wie Kinder behandelt? Denken wir Afrika noch immer in erster Linie als arm und hilfsbedürftig? Und wie stark wirken Machtverhältnisse in beide Richtungen? 

Gemeinsames Singen, Tanzen, Essen und Beten halfen, im Austausch Barrieren zu überwinden und Nähe zu schaffen. Das wird auch in der interkulturellen Begegnung immer wieder als Türöffner für ein Miteinander auf Augenhöhe erlebt. Oder, wie Dr. James Karanja sagte: „Wenn wir Jesus wirklich in die Mitte stellen, dann können wir voneinander lernen – und unsere Partnerschaften bleiben lebendig.“

Über Dr. James Karanja

Dr. James Karanja ist seit 2009 Referent im Evangelischen Jugendwerk Hessen. Er stammt aus Kenia, studierte in Marburg Theologie, promovierte über die koloniale Missionsarbeit in Kenia, gründete den Verein „Home Care International e.V.“ und wurde für sein soziales Engagement 2021 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er ist erfahren mit Rassismus-Sensibilisierungstrainings im Bereich der Partnerschaftsarbeit.

Veröffentlicht am Mo. 12.05.2025