Herbert, worum ging es bei der zweiten Hälfte deiner Reise?
Am Ende unserer Gruppenreise habe ich mich in Daressalaam von den anderen Deutschen verabschiedet und bin noch eine Woche länger geblieben. Mit unseren Kenianischen Mitreisenden bin ich erstmal zurück in den Norden Tansanias gefahren. Dort konnte ich noch eine Schule mit Waisenheim von "Hilfe für die Massai e. V." besuchen, die von einigen Gemeinden in Norddeutschland unterstützt wird.
Anschließend ging es zurück nach Nairobi und von dort in verschiedene ländliche Regionen Süd-Kenias. Vermittelt hatte mir diese Möglichkeit Dirk Fanslau, unser Kirchenkreis-Pastor für Mission, Ökumene und Partnerschaft.
Es ging darum, noch weitere - oft frisch gegründete - Gemeinden und Missionsfelder der Kenya Evangelical Lutheran Church kennenzulernen, um ein vertieftes Verständnis von Mission und Kirchenwachstum in unserer Partnerkirche zu bekommen. Darüber darf ich für mein Studium auch eine Arbeit schreiben.
Ich denke dadurch, dass ich der einzige nicht-Kenianer bei diesen Gemeindebesuchen war und es teilweise Diensttermine von Bischof Ole Kutuk Meliyio und Pröpstin Agnes Chomba waren, die auch ohne mich stattgefunden hätten, habe ich ein etwas tieferes und authentischeres Bild von Leben und Strukturen der KELC bekommen als auf der Gruppenreise.
Was hat dich besonders beeindruckt oder vielleicht auch herausgefordert?
Beeindruckt hat mich, mit wie wenig Ressourcen, dort eine lebendige Gemeindearbeit gelebt wird und Kirchengebäude errichtet werden. Diese einfachen Verhältnisse waren für mich auch manchmal ungewohnt, aber durch die Herzlichkeit und die Gemeinschaft im Glauben, habe ich mich trotzdem Zuhause gefühlt. Ebenfalls beeindruckend fand ich, dass die Gemeindestrukturen gut an die weitläufigen Gebiete angepasst waren, durch Zweiggemeinden, die auch ohne Pastor jeden Sonntag Gottesdienst mit ihren Laien-Leitern feiern.
Welche Rolle spielen junge Menschen in den ostafrikanischen Kirchen, und was könnten wir in Deutschland davon lernen?
Junge Menschen wurden oftmals in den Hauptgottesdienst am Sonntag eingebunden, zum Beispiel durch Mitgestaltung der Musik. Das finde ich eine gute Idee.
Außerdem wurde auch in jeder kleineren Gemeinde Sonntagsschule und/oder Kindergottesdienst angeboten. Mal parallel zum Hauptgottesdienst, mal vorher.
Wie hast du den Glauben der Menschen in den besuchten Gemeinden erlebt – gibt es etwas, das dich besonders berührt oder zum Nachdenken gebracht hat?
In der Maai Mahiu Mission, die erst vor 20 Monaten gegründet wurde, habe ich die Gemeindeglieder gefragt, warum sie sich dieser neuen Gemeinde angeschlossen haben. Sie sagten der Evangelist (Gemeindeleiter) sei so liebevoll und verhalte sich moralisch sehr vorbildlich. Außerdem gefällt ihnen die lutherische Liturgie/Gottesdienststruktur und die Predigten. Manche wurden auch durch das Diakonische Engagement der mobilen Augenklinik, die in der KELC arbeitet, auf die Gemeinde aufmerksam.
Was nimmst du persönlich aus der Reise mit – für dein Theologiestudium, deinen Glauben oder deinen möglichen späteren Dienst in der Kirche?
Ich nehme so viel mit, dass ich es schwer in wenigen Zeilen auf den Punkt bringen kann. Inspirierend finde ich, dass das Pfarramt in Kenia klar als ein geistliches Leitungsamt gelebt wird und zwar primär durch Beziehungsarbeit. Das kann und muss möglich sein, auch wenn man in einer größeren und komplizierteren Struktur arbeitet.
Neben dieser Reise durfte ich dieses Jahr auch etwas Zeit in Ostasien verbringen. In den unterschiedlichsten Ländern habe ich Menschen getroffen, die an Jesus Christus glauben und unabhängig von Nationalität und Kultur ähnlich beschreiben, wer er ist und was er in ihrem Leben tut. Das beeindruckt und inspiriert mich.
Die Lernreise geht weiter
Die Gruppe hat eine Nachbearbeitung der Reise geplant. Ergebnisse berichtet sie bei der nächsten Kirchenkreis Synode im November und auf der Landessynode der Nordkirche.
Aber auch im Netz und auf Social Media können Sie mehr erfahren:
Link zum Highlight auf Instagram
Videos von Steffen Paar: On the Road 1 + On the Road 2
Interview mit Herbert Heuer über den zweiten Teil seiner Lernreise
Video-Tagebuch der Lernreise: Kamera: Mayumi Carado, Sarah Homann, Nele Jonna Hansen, Samuel Schubert, Alessa Pieroth; Schnitt: Nele Jonna Hansen (kommt noch)

