Simone Landgraf, Claire-Lise Sumesgutner, Pastor Peter Mbugua, Peter Katia und Pastor Dirk Fanslau im Gespräch über die Kirche der Zukunft.

Ideen aus Kenia: Junge Küster, Tür-zu-Tür-Umfragen, mehr tanzen

Natalie Lux

Pastor Peter Mbugua und Partnerschaftsbeauftragter Peter Katia aus Kambu sprechen über Gottesdienst in Kenia und in Deutschland und wie mehr Schwung ins Gemeindeleben kommt. Junge Küster, Tür-zu-Tür-Umfragen, mehr tanzen, all das gehört zu den Ideen der Gäste.

Pastor Peter Mbugua und Peter Katia tauchen für zwei Wochen tief in das norddeutsche Leben ein. Schockgefroren hat die beiden Männer vom Äquator der plötzliche Wintereinbruch in ihrer Partnergemeinde Horst. Zum Glück nur vorübergehend. „Wir finden es gut, einmal bei diesem Wetter zu kommen“, sagt Pastor Mbugua, der bereits zweimal in Deutschland war. Und auch schon wusste, was ihn kulinarisch erwartet: Fleisch, Milchprodukte und das deutsche Traditions-Abendessen: dunkles Brot. „Ordentliche Straßen ohne Löcher sind uns auch aufgefallen“, ergänzt Peter Katia, Partnerschaftsbeauftragter in Kambu, einem Dorf an der Straße von Nairobi nach Mombasa, mitten in Kenia. 

So groß die Schlaglöcher in Kambu und Umgebung offenbar sind, sie scheinen nicht vom Kirchenbesuch abzuhalten. 80 Prozent ihrer Mitglieder kämen regelmäßig in den Gottesdienst und nähmen an kirchlichen Veranstaltungen teil, berichtet Pastor Mbugua. Nur 20 Prozent ihrer Mitglieder blieben dem Gemeindeleben der Kenianisch-Evangelisch-Lutherischen Kirche (KELC) fern. Mit Bedauern hören die Männer, dass es in den Kirchengemeinden Rantzau-Münsterdorfs, seit 30 Jahren Partner der KELC, umgekehrt ist. „Ihr Europäer habt uns damals das Evangelium gebracht. Vielleicht müssen wir es jetzt Euch bringen“, sagt Mbugua nachdenklich. 

Peter Katia, der in der Partnerschaftsarbeit aktiv ist, hat konkrete Ideen. „Die Kirchen hier in Deutschland sind sehr schön. Es sollte eine Umgebung geschaffen werden, gerade für die jungen Leute, in der man sich wohlfühlt“. Events und Spiele könnten das traditionelle Gemeindeleben und den Gottesdienst ergänzen. Die Gemeinde sollte ein attraktiver Ort für die ganze Familie, für Jung und Alt sein. Alle zu integrieren müsste das Ziel sein. Darauf angesprochen, wie das konkret umgesetzt werden solle, sprudeln bei Katia die Ideen. „Fragt die Menschen vor Ort, was Sie wollen. Geht von Tür zu Tür und fragt. Fragt, was die Menschen vermissen und sich wünschen.“ Und wenn die jungen Leute im Gottesdienst tanzen wollen, dann sollte das möglich sein. „Überhaupt ist es gut, viel zu feiern und tanzen“, sagt Katia und lacht. Der Küsterdienst könne von jungen Leuten übernommen werden, die dann wiederum weitere junge Menschen anlockten, schlägt Pastor Mbugua vor. „Warum machen es hier die Rentner und nicht die Jugendlichen?“ Mit den Älteren, die Veränderungen skeptisch sehen, könne man genauso reden. Am besten, bevor alles anders wird. Aber abhalten, so betont Katia, sollte man sich nicht lassen. Denn sonst werde das Gemeindeleben wenig Zukunft haben. 
 

Veröffentlicht am Mi. 06.12.2023