KKRM: Alessa Pieroth

Wenn es der Kirche gut geht, geht es mir auch gut

Alessa Pieroth

Horst Hülsmann, Küster der St. Cyriacus-Kirche in Kellinghusen, im Gespräch über seine Arbeit.

Seit 2011 wacht Horst Hülsmann, der Anfang Oktober 80 Jahre alt wurde, als Küster über die St. Cyriacus-Kirche in Kellinghusen. Ein Amt, das er mit viel Hingabe und Verantwortungsbewusstsein ausfüllt. Hülsmann wurde 1941 am Niederrhein geboren. Er arbeitete als Maurer, Bautechniker und Ofensetzer, bevor er sich in den Neunzigerjahren mit einem Hausmeisterservice selbstständig machte. In der evangelischen Kirchengemeinde der Bundeswehr in Sarajevo arbeitete er das erste Mal als Küster. Alessa Pieroth hat ihn befragt.

KKRM: Herr Hülsmann, Sie sind kirclich anerkannter Küster. Was bedeutet das?

Horst Hülsmann: Ich habe im Jahr 2011/12 einen Küsterlehrgang besucht. Das war der erste Küsterlehrgang, den wir von der Kirche aus machen durften. Da sieht man erst mal, was an dem ganzen Küsterberuf dranhängt. Wissen Sie, dass der Küster, wenn der Pastor ausfällt, eine Andacht halten darf?

Wie sieht Ihre Woche aus?

Montags um 10 Uhr gehe ich in die Kirche und schaue, ob alles in Ordnung ist. Ich räume auf und zahle die Kollekte ein. Mein Hauptarbeitstag ist freitags. Dann wird je nach Wetterlage durchgesaugt oder gefeudelt. Ich schlage die Liednummern an und führe das Sakristeibuch, schreibe auf, wer gestorben ist und wie hoch die Kollekte war. Ich bin der einzige mir bekannte Küster, der das Sakristeibuch aufschreibt. Ich programmiere die Heizung, kontrolliere die Kirchturmuhr und die Glocken, übernehme Führungen durch die Kirche, werde angerufen, wenn an der Kirche ein Schaden ist, oder mal wieder der Turmhahn schief steht.

Wie würden Sie ihre Beziehung zur St. Cyriacus-Kirche beschreiben?

Als ich das erste Mal hier hereinkam, passten für mich das Äußere und das Innere nicht zusammen. Von außen wirkt die Kirche mit ihren Feldsteinen so standfest. Sie strahlt Geborgenheit aus. Im Inneren ist sie eher kühl und modern. 1974 hatte der Kirchenvorstand beschlossen, dass die Kirche umstrukturiert werden soll und engagierte den Kunstprofessor Hans Kock aus Kiel für die Neugestaltung. Heute sind die Meinungen über das Innere der Kirche immer noch gespalten. Ich habe für mich entschieden: Das ist meine Kirche. Küster heißt „Wächter der Kirche“. Ich sorge dafür, dass es der Kirche gut geht. Dann geht es mir auch gut. 

Wollten Sie schon immer Küster werden?

Als junger Mann hatte ich mich schon mal als Küster in meinem Geburtsort am Niederrhein beworben. Den Job habe ich nicht bekommen. In der Zeit danach war ich über die Jahre viel unterwegs, auf Montage und so, und hatte wenig Bezug zur Kirche. Erst als ich 2000/2001 in Bosnien als Bau-techniker für den Wiederaufbau stationiert war, kam ich wieder mit Kirche in Berührung. In Sarajevo war ich ein halbes Jahr Küster. Zurück in Deutschland war ich dann stellvertretender Küster in Büsum. 

Und wie sind Sie in Kellinghusen Küster geworden?

Als ich im Jahr 2010 zu meiner Frau zog, hörte meine Vorgängerin gerade aus Altersgründen auf. Ich war damals schon 70, habe mich beworben und zum 1. Januar 2011 angefangen. 

Ich hoffe, Sie werden noch viele Jahre weitermachen…

Solange ich den Kirchturm hochkomme, bleibe ich Küster. Ich möchte die Gemeinde so lange wie möglich mit meinem baulichen Fachwissen unterstützen.

Veröffentlicht am Sa 16.10.2021