Mit St. Laurentii, dem Wahrzeichen von Itzehoe, identifizieren sich viele Bürger.

St. Laurentii: Kirche mitten in der Stadt und mitten im Leben

Natalie Lux

St. Laurentii ist eine Kirche – und ein Ort für Musik, Begegnung und Stadtleben. Was viele lieben, muss gepflegt, gehegt und auch finanziert werden. Warum die Gemeinde neue Wege sucht. Und warum alle gefragt sind, die sich verbunden fühlen. Ein Besuch beim Wahrzeichen von Itzehoe.

Wenn in Itzehoe gefeiert wird, feiert St. Laurentii mit.

Ob Stadtfest oder Abendmarkt: Die Kirche liegt mittendrin – und bekommt die Nachwirkungen von Straßenfesten und Märkten direkt ab. Dann greift Hausmeister Roland Frentz zum Besen und packt tatkräftig mit an. „Wir beschäftigen ihn mit 30 Stunden pro Woche, denn rund um unsere Kirche fällt mehr an als anderswo“, sagt Pastorin Dr. Wiebke Bähnk. Müll, Lärm, Logistik. Die Aufgaben einer Innenstadtgemeinde sind besonders. Doch ein zusätzliches Budget gibt es dafür nicht. Was hier geleistet wird, geschieht aus Gemeindemitteln. Und die werden knapper.

Wenn Itzehoe einen besonderen Ort sucht, ist St. Laurentii oft erste Wahl.
Schulkonzerte, Lesungen, gemeinnützige Veranstaltungen. Viele möchten ihre Ideen in der imposanten Kirche umsetzen. „Wir sind gerne Kirche für die Menschen in dieser Stadt“, sagt Bähnk. Doch die Realität ist: Weniger Kirchenmitglieder bedeuten weniger Einnahmen. „Wir müssen wenigstens eine Energiekostenpauschale erheben“, erklärt sie. Denn 20.000 Euro jährlich zahlt die Gemeinde für Heizung und Co. Die Frage, warum Kirche Geld verlange, kommt trotzdem häufig. „Es ist nicht böse gemeint, aber es ermüdet“, sagt die Pastorin. Andere Kulturorte wie das Theater Itzehoe zeigen, wie klar geregelte Raumnutzungen inklusive der aufgerufenen Kosten selbstverständlich sein können.

Wenn Touristen nach Itzehoe kommen, führt der Weg fast immer zur Kirche.
St. Laurentii ist ein Highlight. Die Tür steht oft offen – auch, weil Pastorin Bähnk selbst spontan bleibt, wenn Menschen auf Entdeckungstour sind. „Ich liebe diese Gespräche“, sagt sie. Auch Stadtführungen enden regelmäßig im Kirchenschiff. 1 Euro pro Person sollen aus dem Ticketverkauf des Stadtmarketings in die Gemeindekasse fließen. Noch habe sich die Beteiligung nicht als selbstverständlich etabliert, berichtet die Pastorin. Man sei aber konstruktiv im Gespräch. 

Wenn der Chor singt, dann klingt St. Laurentii besonders festlich. Viele Chormitglieder engagieren sich mit Leidenschaft. Die Kirchenmusik etwa kostet die Gemeinde rund ein Viertel ihrer Haushaltsmittel. Das Geld ist gut investiert in hochkarätige Musik und wertvolle Musikpädagogik, ohne die die Gemeindearbeit kaum denkbar wäre. Leicht fällt es der Kirchengemeinde finanziell jedoch nicht. Sehr dankbar ist sie deshalb über alle Chormitglieder und Musikliebhaberinnen, die Mitglied im “Förderkreis Kirchenmusik” sind. Ohne diesen wären schon die großen Konzerte nicht zu finanzieren.

Wenn Menschen spenden, dann meist mit dem Herzen.
Viele Itzehoerinnen und Itzehoer fühlen sich ihrer Kirche tief verbunden. Einzelne Projekte lassen sich mit Spenden oder über den “Freundeskreis Kloster und Kirche e.V.” gut realisieren. Doch die langfristige Herausforderung bleibt: Eine große, historische Kirche dauerhaft aus eigenen Mitteln zu tragen, ist kaum noch realistisch. Aktuell ist die Substanz solide und die Kirche gut in Schuss. „Aber was geschieht, wenn eine große Sanierung oder Reparatur ansteht?“, fragt Bähnk. Das sei letztlich nur eine Frage der Zeit.

Heißt Kirche für die ganze Stadt zu sein, Verantwortung zu teilen?
Ist St. Laurentii die Kirche der Gemeinde oder der Stadt? Wer trägt künftig Verantwortung für das Wahrzeichen? Pastorin Bähnk, ihr Pfarrkollege Matthijs van Zwieten de Blom und der Kirchengemeinderat arbeiten daran, neue Wege zu gehen. Mit Nachbargemeinden als Pfarrsprengel. Mit der Stadt. Mit Partnern, denen diese Kirche am Herzen liegt von privat bis Institution. Damit von St. Laurentii in 30, 50 oder 100 Jahren nicht nur ein Fotomotiv bleibt sondern ein lebendiger Ort für alle in Itzehoe.

Veröffentlicht am Mi. 09.04.2025