Als Antje Eddelbüttel, Pastorin in St. Nikolai Elmshorn, eines Tages auf dem Boden Pulver und einen kleinen Rest Mauerwerk erblickte, ahnte sie nichts Gutes. Das kleine Häufchen stammt vom Turm der Stadtkirche, dem Wahrzeichen Elmshorns auf dem Alten Markt. Offenbar hatte der Zahn der Zeit hat an den Außenwänden des 54 Meter hohen Turms genagt. Es stellt sich heraus: Feuchtigkeit dringt in die offenen Fugen ein, unterspült das Mauerwerk und gefährdet die Stabilität der oberen Bereiche.
Gutachten bestätigt: Es besteht akuter Handlungsbedarf
Ein Gutachten belegte es kurze Zeit später. „Es besteht akuter Handlungsbedarf“, erklärt der beauftragte Architekt Tobias Patzak. „Die Gefahr, dass weitere Teile des Mauerwerks herunterfallen, lässt der Kirchengemeinde keine Wahl.“ Zeitnah das Mauerwerk instand zu setzen sei unverzichtbar, denn Untersuchungen – zuletzt mit Hilfe einer Drohne – haben gezeigt, dass zahlreiche Fugen des Turms schadhaft und das Mauerwerk an vielen Stellen stark beschädigt sind. Eine Notsicherung ist bereits erfolgt, sodass vom Turm keine Gefahr für Passanten ausgeht. Das Sanierungsgutachten des Architekten hat die Schäden präzise dokumentiert. Der Drohnenflug, der zur Inspektion der schwer zugänglichen Kupferbedeckung und des oberen Mauerwerks diente, lieferte wichtige Erkenntnisse, die nun die Grundlage für die Sanierungsmaßnahmen bilden.
Die Schäden im Einzelnen
Die sichtbare Mauer hat beschädigte und vernarbte Oberflächen, Teile der schützenden Schicht sind abgesplittert. Die Fugen sind ausgewaschen und bröseln ab. An einigen Stellen sind die Steine durch Verwitterung und Frost locker oder sogar gebrochen. Bei den Bögen und dem runden Fenster (der Rosette) über dem Westportal sind die Ränder abgebrochen. Mit der geplanten Sanierung soll verhindert werden, dass noch mehr Wasser in die Mauer eindringt. Dadurch sollen Schäden durch Feuchtigkeit und Frost verringert werden. Außerdem müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Stabilität der Mauer zu sichern. Die geplante Sanierung umfasst die Instandsetzung des Sichtmauerwerks, einschließlich neuer Verfugungen und statischer Sicherungsmaßnahmen. Auch Kupferverblechungen, Sandsteinelemente und Fensteröffnungen werden überarbeitet, um den langfristigen Erhalt des Bauwerks zu sichern. Bauausschuss-Vorsitzende Rosmarie Lehmann wird sich dem Projekt mit Priorität annehmen. Die Pensionärin übernimmt seit Jahrzehnten Verantwortung für die Erhaltung von St. Nikolai und hat mehrere Baumaßnahmen geleitet.
Die Finanzierung wird eine Herausforderung
Die Sanierung ist jedoch nicht nur baulich, sondern auch finanziell eine große Herausforderung für die Gemeinde und nicht zuletzt auch den Kirchenkreis. Mit etwas mehr als 2.700 Mitgliedern steht St. Nikolai vor der Aufgabe, einen erheblichen Eigenanteil zu stemmen. Der Kirchenkreis bezuschusst zwar Baumaßnahmen im Rahmen eines jährlichen Investitionsplans. Doch auch dort sind die Mittel begrenzt, da weitere Kirchen im Kirchenkreis ebenfalls Instandhaltungsbedarf haben. „Wir sind auf die Unterstützung der ganzen Stadtgemeinschaft angewiesen“, führt Pastorin Eddelbüttel aus. Geplant ist, Fördermittel bei Stiftungen zu beantragen. Zudem sollen Spendenaktionen ins Leben gerufen werden, um die finanzielle Lücke zu schließen.
Kulturelles Erbe für die Stadt bewahren
St. Nikolai ist nicht nur ein historisches Bauwerk und ihr Turm einer der drei Türme Elmshorns. Sondern auch ein Zentrum des Gebets, der Kultur und der Gemeinschaft direkt in der Innenstadt. Regelmäßige hochwertige Konzerte machen die Gemeinde über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Mit der geplanten Sanierung erhält die Kirchengemeinde das kulturelle Erbe für die ganze Stadt. Die Kirche gehört zu Elmshorn wie der Turm zu St. Nikolai.. Eddelbüttel: „Wir hoffen, dass viele Menschen die Bedeutung dieses Projekts erkennen und uns dabei unterstützen, unser Wahrzeichen zu bewahren.“ Und Architekt Patzak fügt hinzu, er drängle zwar ungern, aber: "Sie sollten so schnell wie möglich loslegen."