Wenn Menschen mit der Krankenhausseelsorgerin Mona Rieg in Kontakt treten wollten, läuft es bisher immer so ab: "Manche rufen mich an, manche schicken mir eine Email. Manche schreiben mir eine Notiz an die Tür meines Büros auf meinen "analogen Anrufbeantworter". Manche treffen mich auf Fluren, Treppen, Stationen und Gängen und sprechen mich an. Patient:innen lassen mir durch Pflege, Therapeuten, die Grünen Damen & Herren oder Ärzt:innen Besuchsbitten zukommen, wieder andere sprechen mich vor oder nach Gottesdiensten an - da gibt es ziemlich viele Möglichkeiten." Jetzt kommt noch eine neue Möglichkeitfür die Seelsorge dazu.
Die Krankenhausseelsorge orientiert sich an der Chatseelsorge für junge Menschen der Jungen Nordkirche
Seit Ende Februar gibt es nordkirchenweit das Angebot "Schreiben statt Schweigen - Krankenhausseelsorge im Chat." Über eine Internetseite ist der Chat auf dem Smartphone, einem Tablet oder am Laptop nutzbar. Dann werde persönlich, vertraulich und kostenlos hin und her geschrieben. Mona Rieg ist eine von elf Krankenhausseelsorger:innen, die mit den Gesprächssuchenden im Chat kommunizieren. Die Klinikseelsorgerin aus Itzehoe gehörte auch der dreiköpfigen Arbeitsgruppe an, die das Angebot seit Oktober letzten Jahres entwickelte. "Große Unterstützung hatten wir durch die Junge Nordkirche, die mit ihrer Chatseelsorge für junge Menschen da Vorreiter ist. Es gab im Vorfeld einige Besprechungen und auch Trainings, um sowohl mit Hard- und Software vertraut zu werden, als auch mit dem Format der Chatseelsorge."
Und wie erfahren die Leute von dem neuen Angebot? "Bislang gibt es Postkarten, quadratische Karten, Werbung im Scheckkartenformat, Titel und QR-Code auf Aushängen und als Mailsignatur. Die Werbung läuft gezielt. "Krankenhausseelsorge im Chat" ist kein so offenes Angebot wie die Telefonseelsorge, sondern richtet sich eben an Menschen, die gerade in einer Klinik sind (egal in welcher), deren An- und Zugehörige sowie alle Beschäftigten in einer Klinik."
Das Team ist zwei mal pro Woche zwei Stunden online
Zunächst wird das Team pro Woche zwei mal zwei Stunden, dienstags und donnerstags jeweils von 16 bis 18 Uhr, online sein. In dieser Zeit antwortet immer jemand von den elf Krankenhausseelsorgenden, die in Pasewalk, Ueckermünde, Anklam, Schwerin, Itzehoe, Schleswig, Reinbek und Hamburg auch analog im Einsatz sind. "Jede Zeitschiene ist doppelt besetzt, für die Seelsorgesuchenden ist es Zufall, wer im Chat ist. Auf Wunsch können Anliegen jeweils personifiziert weitergeleitet werden. Ebenso ist es möglich, sich zu weiteren Chats außerhalb der Angebotszeit zu verabreden. Sowohl Zeiten als auch Besetzung sind ausbaufähig, wenn die Nachfrage steigt", sagt Mona Rieg.
Nicht jeder Patient/ jede Patientin möchte krank gesehen werden
Warum das Angebot eine tolle Ergänzung ist in der Krankenhausseelsorge, dafür fallen Mona Rieg zahlreiche Gründe ein: "Es ist ein sehr niederschwelliges Angebot. Man kann anonym bleiben. Nicht jeder Patient und jede Patientin möchte krank gesehen werden - was bei Besuchen am Bett automatisch geschieht. Gleiches gilt für Mitarbeitende in einer Klinik, die vielleicht nicht namentlich / sehentlich in Erscheinung treten möchten. Man kann so einen Chat jederzeit ohne viel Aufwand beginnen (einfach das Handy zücken) und auch jederzeit komplikationslos mit einem Klick beenden. Man ist nicht ortsgebunden und zu nichts verpflichtet. Und - das finde ich eine Besonderheit - es gibt ja auch Menschen, die durch Erkrankung oder Behandlung nicht in der Lage sind, zu sprechen - sie können hier schreiben - statt zu schweigen."
"Schreiben statt Schweigen - Krankenhausseelsorge im Chat" können Sie bisher nutzen:
- jeden Dienstag ab 16:00 bis 18:00 Uhr
- jeden Donnerstag ab 16:00 bis 18:00 Uhr
Wenn der Chat aktiv ist, erscheint eine blaue Sprechblase und durchs Anklicken startet das Chatfenster. Sie erreichen das Angebot unter khs.schreibenstattschweigen.de