Thorsten Sielk, Geschäftsführer der Diakonie Rantzau-Münsterdorf:
„Mit dem März-Lockdown ging plötzlich eine Schere in der Arbeits welt auf. Das habe ich in der Gesellschaft genauso erlebt wie bei uns im Diakonischen Werk. Einige Mitarbeitende konnten gar nicht mehr arbeiten, so zum Beispiel in der Schulbegleitung und im Café. Andere wussten plötzlich kaum noch, wie und wann sie die vielen Aufgaben erledigen, wie sie den Klienten gerecht werden sollten. Unsere Suchthilfe musste pausenlos telefonisch besetzt sein, da die Krankenhäuser stationäre Therapien beendeten, um Plätze für Corona-Patienten freizuhalten. Suchtkranke standen plötzlich allein da. Auch in den Wohngruppen stiegen die Anforderungen noch einmal – Homeschooling und Abstands regeln sind nur zwei Themen, die die Betreuer vor neue Herausforderungen stellten. Sehr schnell musste ein komplett neues pädagogisches Konzept entwickelt werden. Und dann passierten noch so scheinbar banale Dinge wie, dass das Klopapier knapp wurde.
Aber – und auch das ist mir bis heute sehr bewusst – so vieles war auf einmal machbar! Wir haben neue Methoden entdeckt wie etwaTelefonberatung und Videochats in der Erziehungsberatung. Damit konnten wir Angebote aufrecht erhalten. Und teilweise sogar neue Menschen ansprechen, da Online-Beratung noch einmal niedrigschwelliger ist als vor Ort. In den Wohngruppen entstand durch das enge Zusammensein Raum für die Aufarbeitung von tiefer sitzenden Problemen.
Ich möchte jedoch betonen, dass diakonische Arbeit sehr stark Beziehungsarbeit ist, die sich nicht durch digitale Formate ersetzen lässt. Wir sehen die neuen Möglichkeiten ins gesamt als eine gute, gelungene Erweiterung unseres Angebots an. Und ich habe es als mutmachend erlebt, wie schnell unsere Fachkräfte Lösungen gefunden haben, Hilfe unter Pandemiebedingungen anzu bieten. Manche sind geradezu über sich hinausgewachsen.“
