„Ich mache hier alles und es macht mir wirklich Spaß“, sagt Renate Schönau und strahlt über das ganze Gesicht. Im Juni ist sie genau 20 Jahre Gemeindesekretärin in der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. Mit der Kirchengemeinde verbunden ist sie aber schon viel länger. Im Sommer 1971 wurde sie dort getauft, ging von ihrem dritten Lebensjahr an in die hiesige Kinderspielstube und verbindet auch noch lebhafte Erinnerungen an ihre Konfirmandinnenzeit. Später ließ sie auch ihren Sohn dort taufen und besucht mit ihm wieder regelmäßig die Krabbelgruppe. Seit ihrer Kindheit lebt sie schräg gegenüber der Kirche. Zwar ist sie ein paar Mal umgezogen, aber: „Ich komme aus dieser Straße nicht raus“, sagt die 52-Jährige augenzwinkernd. Das Ergebnis? „Ich kenne hier alle. Viele von klein auf oder noch in jungen Jahren, weil ich mit ihnen zusammen aufgewachsen bin.“ Die persönliche Atmosphäre ist das, was Renate Schönau besonders an ihrer Arbeit schätzt. Und die gegenseitige Akzeptanz. „Wir sind schließlich alle nur Menschen.“
"Jeder kann mit seinen Fehlern hier sein"
Heute hat Renate Schönau eine sehr enge Bindung zur Kirche. Aber das war nicht immer so. Mitte der 1990er Jahre trat sie aus der Kirche aus. Das hatte vor allem steuerliche Gründe. Erst für ihren Job als Gemeindesekretärin trat sie wieder in die Kirche ein. Damals mussten bei Kirche Beschäftigte noch Kirchenmitglied sein. Jetzt reicht es in der Regel, wenn man sich mit Kirche identifiziert. Um Renate Schönau wieder in die Kirche aufzunehmen, bestätigte der damalige Pastor einen Aufnahmeantrag und Schönau musste einen Gottesdienst mit Abendmahl besuchen (letzeres fällt heute bei Wiederaufnahme weg). Renate Schönau machte die Erfahrung: „Jeder kann mit seinen Fehlern hier sein und wird trotzdem herzlich aufgenommen.“
"Wir Bonhoeffers sind anders"
In der Kirchengemeinde entwickelte sie sich zum Allroundtalent. Schönau ist Hausmanagerin, organisiert den Suppentag der Bonhoeffer-Gemeinde und engagiert sich im Kirchengemeinderat. Als Pastorin Wöckener-Gerber zuletzt für längere Zeit erkrankt war, vertraten sie und andere KGR-Mitglieder die Pastorin im Gottesdienst. Dass sie einmal selbst Gottesdienste gestaltet, hätte die Itzehoerin früher nicht für möglich gehalten. Neben ihrem Einsatz für die Kirche engagiert sich Renate Schönau auch bei einem Motorradverein, der sich international gegen sexuellen Missbrauch von Kindern stark macht. In ihrem Herzen hat neben „dem da oben“, wie sie Gott nennt, auch Motorradfahren und – als Wackenfan – Heavy Metal Platz. Zum Einführungsgottesdienst für den Kirchengemeinderat im Januar erschien sie mit ihrer „Kutte“; so nennt man die Weste, die die Zugehörigkeit zu ihrem Motorradverein ausdrückt. Renate Schönau: „Wir Bonhoeffers sind anders. Hier läuft nicht alles perfekt. Aber wir sind für die Menschen da. Auch wenn jemand neu in der Gemeinde ist, wird er hier offen aufgenommen.“
"Gott hört mir zu"
Ihr Glaube hilft ihr mittlerweile in allen Lebenslagen. Weil sie nah an den Menschen ist, erlebt sie gelegentlich Schicksale, geprägt von Trauer und Tod, die sie nicht so leicht verarbeiten kann. „Wenn es mir nicht gut geht, finde ich im Kirchraum Ruhe. Dann sage ich: Ey, du da oben… Und Gott hört mir zu.“