Neue Töne für Itzehoe

Alessa Pieroth

In der St. Michaelis-Kirche in Wellenkamp entsteht bald ein landeskirchenweit einzigartiges Zentrum für Popularmusik.

Die Orgel der St. Michaelis-Kirche ist weg. Sie wurde bei einem Orgelbauer in Kiel eingelagert. Alle 40 oder 50 Jahre sollte eine Orgel gereinigt und gewartet werden. Aber die Wartung allein ist nicht der Grund, weshalb die Orgel abgebaut wurde. In der Kirche im Itzehoer Stadtteil Wellenkamp stehen Umbauarbeiten an. Neben neuen Gemeinderäumen bekommt die ehemalige Garnisonskirche ein Zentrum für Popularmusik. „Das ist bisher einzigartig im Land“, sagt Kantor Stephan Reinke.

Der Hintergrund: Mit Auflösung der Bundeswehrkaserne fielen Mieteinnahmen weg und die St. Michaelis-Kirche mit angrenzendem Gemeindehaus war für die Kirchengemeinde zu groß geworden. Ein neues Nutzungskonzept musste her, um die Gemeinde zukunftsfähig zu machen. Die Kirchengemeinde im bevölkerungsreichsten Itzehoer Stadtteil Wellenkamp sticht besonders durch ihr musikalisches Profil hervor.

Ihr Kirchenmusiker Stephan Reinke, seit 2011 in der Gemeinde tätig, hat sich nach seinem klassischen Kantorenstudium auf Popularmusik im kirchlichen Kontext spezialisiert. Er spielt zwar auch die Orgel, häufiger jedoch begleitet er den Gottesdienst auf dem E-Piano oder mit einer Band, gibt Ukulele-Kurse, leitet Musicalaufführungen und mehrere Chöre. Mit einem Teil seiner Stelle engagiert er sich für kirchenkreisweite Popularmusikprojekte, wie die Pop-Andacht, Fachberatung, große Musicalproduktionen oder regionale Gottesdienste.

Mit dem neuen „Zentrum für Popularmusik“ werden die Aktivitäten der Popularmusik nun auch räumlich gebündelt. Die St. Michaelis-Kirche soll in Zukunft neben Gemeinderäumen auch einen schallisolierten Musik- und Probenraum beherbergen. Der Kirchraum wird verkleinert. Hier haben nur noch 180 statt 400 Besucher*innen Platz. Er soll dann weiter regelmäßig für Konzerte genutzt werden.

Perspektivisch soll das popularmusikalische Angebot in dieser einzigartigen Anlaufstelle aber noch erweitert werden um Unterrichtsangebote und zusätzliche Workshops. Größere Auffüh-rungen werden nach wie vor in der St. Laurentii-Kirche stattfinden. Sie fasst 600 Menschen.
850.000 Euro soll der Umbau nach aktuellen Schätzungen kosten. Im Februar 2020, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie, hatte der KKR beschlossen, die Einrichtung des neuen Zentrums für Popularmusik mit maximal 350.400 Euro zu unterstützen. Der Zuschuss ist zweckgebunden. Sollte sich in den nächsten 25 Jahren etwas an dem Nutzungskonzept ändern, muss die Kirchengemeinde den Zuschuss anteilig zurückzahlen.

Innerhalb von sechs Monaten sollen die Umbauarbeiten abgeschlossen sein, so Stephan Reinke. „Vielleicht ist an Weihnachten, sicher aber an Ostern 2022 schon alles fertig.“ Gottesdienste können währenddessen in St. Michaelis weiterhin gefeiert werden. Die Um-bauarbeiten verschwinden hinter einer Schutzwand, freut sich Katharina Reinke, die Pastorin der Gemeinde.

Und die Orgel? „Sie wird erst wieder eingebaut, wenn alle Bauarbeiten abgeschlossen sind. Sonst würde sie unter einer Schicht Schmutz und Staub begraben werden“, sagt Stephan Reinke.

Veröffentlicht am Fr 28.05.2021