Mitgliederkommunikation: Den "Kunden" im Fokus

Jede Kirchengemeinde weiß genau, wie viele Mitglieder sie hat und wo diese wohnen. Kontakt besteht meist nur zu einigen. Nämlich zu denen, die sich ehrenamtlich engagieren, im Zusammenhang mit Kasualien (z.B. Taufe, Trauung, Beerdigung), oder wenn sie in anderer Form vor Ort in Erscheinung treten. Was wollen die anderen Menschen von uns als Kirche, warum sind sie Mitglied?

Lange Zeit haben sich Kirchengemeinden darauf verlassen, dass ihre Angebote ihren Mitgliedern gefallen werden, da die Verantwortlichen selbst sie als passend empfinden. Einen Datenlage gab es dazu meist nicht, Rückmeldungen nur von den Aktiven. Inzwischen aber gibt es mehr und mehr Ansätze der „Kundenbindung“ vor Ort, die auch diejenigen einschließen, die nur punktuell in der Kirche aufgetaucht sind. Nach einem Tauffest zum Beispiel werden die Kontaktdaten gespeichert und die Familien zur Tauferinnerung eingeladen. Vielleicht auch zum Kindergottesdienst. Systematisch, unterstützt von digitalen Möglichkeiten, könnte in Zukunft die Mitgliederkommunikation sein. Customer Relationship Management heißt es in der Geschäftswelt. 

Zum Guten Hirten probiert neue Formate aus

Wer sind unsere Mitglieder und was bewegt sie dazu, Angebote wahrzunehmen? Für Pastor Hartmuth Wahnung aus der Elmshorner Gemeinde Zum guten Hirten ist Mitgliederkommunikation vor allem eine aufsuchende Arbeit. Wahnung und sein Team versuchen möglichst viele persönlich kennenzulernen. „Ein Großteil der Mitgliederpflege findet bei uns außerhalb des Kirchgebäudes statt“, sagt er. Da werden Neubaugebiete aufgesucht, Brötchentüten gepackt und vor Türen gelegt, persönliche Weihnachtskarten geschrieben oder bei Stadtteilfesten Gespräche begonnen. Und dann kreieren die Aktiven der Gemeinde Anlässe zusätzlich zum Gottesdienst, die die Menschen interessieren könnten.  „Wir wollen sichtbar sein, Staub aufwirbeln“, sagt der Pastor und zählt auf: Schäferwagenkirche, Carport-Andachten, Open-Air-Gottesdienste, Umfragen. Kleine, punktuelle Anlässe, Impulse für den Glauben zu geben und Menschen an verschiedenen Orten vom Gemeindeleben zu überzeugen.

Gemeindebriefe auf zwei Beinen

"Wir machen hier keinen Unterschied zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern, Gottes Liebe gilt ja allen“, betont Wahnung. Die Mitglieder würden aber bei diesen Gelegenheiten erkennen, was die Gemeinde tut und sich damit identifizieren. Ein Gemeindebrief, wie ihn die meisten Rantzau-Münsterdorfer Kirchengemeinden ihn anbieten, gibt es auch bei Zum Guten Hirten. „Aber die besten Gemeindebriefe sind immer noch die auf zwei Beinen, nämlich unsere Mitarbeiter“, sagt Pastor Wahnung. Und überhaupt: „Gemeindearbeit ist Beziehungspflege.“ Die Leute beim Namen kennen, sich für sie interessieren. Am liebsten trifft der Pastor schon beim Gang zum Supermarkt auf zwei oder drei bekannte Gesichter. So kommt ein Netzwerk von vertrauten Menschen zusammen, die sich angesprochen fühlen – was die vergleichsweise hohe Zahl des Gottesdienstbesuchs bestätigt. 
 

Veröffentlicht am Di 11.04.2023