Pastorin Gabi Kliefoth hatte 2015 eine halbe Stelle als Koordinatorin der Notfallseelsorge übernommen. Zusätzlich war sie Gemeindepastorin in Krummendiek-Mehlbek. Als Notfallseelsorgerin hielt sie Kontakt zur Leitstelle der Feuerwehr und des Rettungsdienstes, betreute Rettungskräfte nach belastenden Einsätzen, bot die verpflichtenden Fortbildungen für ihr ehrenamtliches Team an und rückte auch selbst sehr regelmäßig zu Notfällen aus. Dazu die Tätigkeit in einer Kirchengemeinde mit allen klassischen Aufgben von Taufe bis Beerdigung.
Propst Steffen Paar sagte in seiner Ansprache zur Entpflichtung: "Seit 32 Jahren bist Du nun Pastorin. Und wenn ich unsere Gespräche erinnere bist Du das in einer Haltung, die davon lebt, dass Du sagst: Du bist nicht Christin oder Pastorin, Du bist im Werden und Wachsen. Offen für das, was wir Gott nennen und bereit für das, was das Leben lehrt."
Paar fuhr fort: "Dein erster Kontakt hier mit dem Kirchenkreis liegt schon 23 Jahre zurück. Hier bei uns warst Du nun acht Jahre, davon vier Jahre hier in dieser Kirchengemeinde. Mitgebracht hattest Du nicht nur einen Talar nach niederländischem Schnitt, sondern viele Erfahrungen und Eindrücke aus den niederländischen Kirchen mit ihren so ganz anderen Traditionen und Gemeinden. Deine Wege hier waren auch vielfältig: In Kirchengemeinden, in der Krankenhausseelsorge, bei der Seniorenakademie, Stellenanteil für Traumaarbeit. Und nun zuletzt als Beauftragungen für die Verwaltung der Kirchengemeinde Krummendiek-Mehlbek und der Notfallseelsorge im Kirchenkreis bzw. im Kreis Steinburg. Der Propst skizzierte den Alltag Kliefoths als Pastorin: "Es ist ein Weg. Immer wieder von Heiligenstedten hin zu den Menschen und Orten dieser Kirchengemeinde, Krummendiek, Mehlbek, Kleve, Huje, Moorhusen, Bekdorf und Rade. Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Geburtstags- und Jubiläumsbesuche, Gottesdienste in den Kirchen und an anderen Orten. Tagsüber und nachts, wenn bei Dir und Deinem Mann die Piper stereo Alarm gaben und Ihr los seit – im Rettungsdienst und als Notfallseelsorgerin."
Die Kirchengemeinde Krummendiek-Mehlbek übernehmen bis auf Weiteres Pastorin Stefanie Warnke aus Hohenaspe und Pastor Gerber aus Heiligensteden. Die vom Kirchenkreis finanzierte 50-Prozent-Stelle der Notfallseelsorge wird aktuell nicht wieder besetzt, sondern zunächst von Pastor Lothar Volkelt vertreten. Volkelt ist ebenfalls ein erfahrener Notfallseelsorger und gehörte seit Jahren zu Kliefoths Team. Propst Steffen Paar wird nun ein Konzept erarbeiten, wie die Erste Hilfe für die Seele in Zukunft im häuslichen wie im öffentlichen Bereichangeboten werden kann.
Pastor Volkelt koordiniert ab sofort vor allem für den "öffentlichen Bereich". Dazu gehörte zum Beispiel der Großeinsatz nach der Messerattacke in Brokstedt. Die Einsätze im häuslichen Bereich übernehmen seit jeher auch die Pastoren des Kirchenkreises jeweils für zwei Wochen im Jahr. Ein klassischer Einsatz im Haus dauert drei bis vier Stunden. „Wenn alle anderen weg sind, die Rettungskräfte, die Polizei, dann sind wir für die Menschen da“, so beschreibt Pastorin Kliefoth die Einsätze: „Trauer und Wut aushalten, für Angehörige da sein, nicht weggehen, wenn für andere Helfer der Einsatz beendet ist."