Drei gezeichnete Sonnenblumen und ein Fuchs

Kirchenkreis fürs Klima? Jetzt soll es endlich losgehen

Natalie Lux

Der Kirchenkreis will eine umfassende, kirchenkreisweite Klimastrategie ausarbeitem. Das Ziel: CO2-neutral bis 2035.

Von einer umfassenden, kirchenkreisweiten Klimastrategie war in Rantzau-Münsterdorf bislang wenig erkennbar. Aber nun soll es mit vereinten Kräften losgehen: Mit der neuen Klimaschutzkoordinatorin Geeltje Bauer, mit einer To-Do-Liste des synodalen Umwelt- und Klimaschutzausschusses und mit einem Klima-Propst, der Impulse und Arbeit des Ausschusses aufnimmt und das Thema ganz nach oben auf die Agenda setzt.

Der Klimaplan der Nordkirche sieht CO2-Neutralität bis 2035 vor

Die Nordkirchensynode hat jüngst einen Klimaplan verabschiedet. Die Kirchenkreis-Verantwortlichen möchten diesen Plan nun auch zwischen Barmstedt, Wilster, Elmshorn und Kellinghusen umzusetzen. Das würde bedeuten: CO2-Neutralität bis 2035. Senkung des Energieverbrauchs der Gebäude der Nordkirche bis 2027 um 30 Prozent. Erhöhung der erneuerbaren Energien auf 50 Prozent. Nachbar-Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde hat in seiner Mai-Synode bereits einen entsprechenden Beschluss gefasst.

Die Rantzau-Münsterdorfer Synodalen werden sich voraussichtlich im September dazu beraten. Vorbereitet werden die Themen vom synodalen Umwelt- und Klimaschutzausschuss, der sich über Ideengeber*innen (siehe unten) freuen würde. Im „Klimaausschuss der Kirchenleitung“ der Nordkirche arbeitet Vera Langmaack mit.

„Es ist noch machbar, bis 2035 klimaneutral zu werden.“

Klimakoordinatorin Geeltje Bauer, seit Mai mit einer vollen Stelle im Kirchlichen Zentrum Elmshorn ansässig, betont: „Es ist noch machbar, bis 2035 klimaneutral zu werden. Wenn wir alle an einem Strang ziehen und jetzt ins Handeln kommen, dann bekommen wir das auch hin.“ Bauer selbst hat umgehend losgelegt und sich in die Nordkirchengesetzgebung eingearbeitet und einen Überblick über Netzwerke verschafft.

Sie hat, etwa im Rahmen der Lernreise, schon viele Kirchengemeinden kennenlernen. Denn nur vom Schreibtisch aus einen Plan für alle zu machen, das nütze nichts. „Ich möchte interessierte Gemeinden individuell dabei unterstützen, ihr eigenes, passendes Klimaschutzkonzept zu erstellen“, sagt die 28-Jährige, die Sustainability Economics and Management studiert hat.

Schöpfung bewahren und ausufernde Kosten vermeiden

Dabei geht es darum, die Schöpfung zu bewahren - und die eigene Kasse vor ausufernden Kosten fossiler Energien oder der steigenden CO2-Bepreisung. „Das wird immer teurer“, sagt die Klimakoordinatorin. Sie hilft vor Ort dabei, Etappenziele zu erreichen und zum Beispiel Drittmittel auszuschöpfen und sich mit Klimaprojekten lokal zu vernetzen.

Seit 2017 bereits sind per Gesetz jährlich 0,8 Prozent der Kirchensteuereinnahmen für den Klimaschutz aufzuwenden. Und zwar im Vorwegabzug, also bevor andere Arbeitsbereiche von den Einnahmen gespeist werden. Ein Konzept, ausgearbeitet vom Umwelt- und Klimaschutzausschuss, fand bis ins letzte Jahr hinein kein Gehör im Kirchenkreis. Die 0,8 Prozent wurden dann für einzelne Projekte in den Kirchengemeinden verwendet wie zum Beispiel die Umstellung auf LED-Beleuchtung. Zudem werden Personalkosten für die Stelle der Klimaschutzkoordinatorin davon bezahlt.

 

Beschaffung Mobilität Gebäude: Ideengebende gesucht

Hier werden Ihre Klima-Ideen gebraucht! Sechs Arbeitsgruppen des synodalen Ausschusses freuen sich über Input. Interessierte können sich bei Geeltje.Bauer@kk-rm für die einzelnen Gruppen melden:

Beschaffung

Wie für kirchliche Einrichtungen eingekauft wird, kann sehr viel zur Bewahrung der Schöpfung beitragen. Diese Gruppe macht sich Gedanken über einen ökofairen Einkauf. Gibt es beim Gemeindefest Kaffee aus Kinderarbeit oder fair gehandelten? Welche Kerzen möchte die Gemeinde in die Kirche stellen? Und sind die Büroausstattungen der Kirchengemeinden umweltfreundlich hergestellt? Mit dem Thema Beschaffung beschäftigt sich eine Gruppe des Klimaausschusses unter der Leitung von Vera Langmaack.

Alternative Energien

„Denkmalschutz“ ist hier heutzutage kein Totschlagargument mehr. Denn die Gesetze ändern sich: Eine Solaranlage kann durchaus mancherorts aufs Kirchendach angebracht werden. Oder das Pastorat wird genutzt. Und wie wäre es, den Parkplatz als Carport auszubauen und dort die Anlage zu installieren? Ideen sollen auch in dieser Gruppe unter der Leitung von Rasmus Epha erstmal keine Grenzen gesetzt sein: Von Photovoltaik bis Gemeinde-Windrad, alle Vorschläge und Ansätze sind willkommen. Denn das Motto ist es, fossile Energien künftig zu vermeiden.

Mobilität

In Corona-Zeiten haben es alle gelernt: Nicht jede Sitzung muss in Präsenz stattfinden, sodass nicht jedes Mal Sprit für die Anreise verbraucht wird. Doch Mobilität kann eine Gemeinde oder Einrichtung noch grundsätzlicher fördern. Vielleicht werden künftig Beginn und Ende von Gemeindefesten an den örtlichen Busfahrplan angepasst, um die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fördern. Oder es gibt ein Leihfahrrad, eine Mitfahr-Börse oder einen E-Bus-Shuttle zu Aktivitäten der Kirche. Christel Welsch lädt alle Interessierten zum Mitdenken ein.

Gebäude

Da sind viele Kirchengemeinden schon mitten im Thema: Wie müssen Gebäude gedämmt sein und geheizt werden, um Geld und CO2 zu sparen? Denkbar sind zum Beispiel Sitzheizungen unter der Kirchenbank und eine Luftentfeuchtung der Orgel. Und ganz grundsätzlich: Welche Gebäude sind noch nötig, welche kann und will man sich nicht mehr leisten. Vielleicht kann auch der Kindergarten abends genutzt werden oder die kirchliche Einrichtung tut sich mit der lokalen Gemeinde zusammen. Machen Sie sich mit Kai Mahrt und Achim Franzen über dieses umfangreiche Thema Gedanken!

Landnutzung

Interessierte sind herzlich eingeladen, sich mit Peter Lüschow und Silke Grünberg mit der ökofairen Landnutzung zu beschäftigen. Viele Kirchengemeinden und Einrichtungen besitzen Land mit Potenzial für Projekte zur Bewahrung der Schöpfung. Wie wäre es etwa mit einer Wiedervernässung? Darunter zu verstehen sind Maßnahmen zur Anhebung des Wasserstandes in Feuchtgebieten mit dem Ziel der Wiederherstellung oder Renaturierung dieser Ökosysteme. Das Stichwort „Agri-Photovoltaik“ wird sicherlich im Rahmen der Verpachtungen fallen – so können Flächen zur Ernährung und Stromerzeugung genutzt werden. Von mehr Biodiversität auf Friedhöfen profitiert nicht nur die Natur. Der Ort der letzten Ruhe wird auch für die Lebenden wieder attraktiver.

Bildung und Kommunikation

Um so ein umfassendes Thema wie den Klimaschutz im Kirchenkreis zu implementieren, braucht es neben guten Ideen auch eine gute Kommunikation und Vernetzung. Nur so können viele Kräfte zusammenwirken. Darüber wird sich Ökumenepastor Jens Haverland mit Interessierten Gedanken machen. Den Auftakt bei den Bildungsangeboten hatten die Dienste und Werke mit ihrer gemeinsamen Klimawoche im Kirchenkreis gemacht.

Veröffentlicht am Mo 04.07.2022