Porträt von Pastor Thielko Stadtland
Porträt im Talar

Propst: "Wir sind als Kirche nach wie vor angefragt"

Natalie Lux

Thielko Stadtland ist seit 2021 Propst in der Propstei Süd mit Sitz in Elmshorn. In unserem Interview geht es um die Lage der Kirche im Jahr 2025 und wie wir für unsere Mitglieder da sein können.

Herr Stadtland, wie blicken Sie auf 2025? Ich bin ja ein grundhoffnungsfroher Mensch. Aber es gibt schon einiges, was mir Sorgen macht. Der gesellschaftliche Zusammenhalt, das Miteinander. Institutionen wie die Kirche, aber auch andere, werden grundsätzlich in Frage gestellt. Ich möchte gern Ende 2025 sagen können, dass wir Klarheit und Strategien für den Wandel haben und frohen Mutes sind. Das meine ich für die Gesellschaft und auch für unsere Kirche und ihre Struktur.

Was passiert denn in diesem Jahr in der Propstei Süd? In allen Regionen und Gemeinden, für die ich zuständig bin, werden Kräfte gebündelt und man rückt zusammen. Noch ist nicht alles öffentlich, aber wir werden Zusammenschlüsse in diesem Jahr erleben. Es ist also gut, unseren Newsletter immer zu lesen; es bleibt spannend!

Wie geht es den Kirchengemeinden? Viele Kirchengemeinden gehen gerade an ihre Grenzen mit ihren personellen und finanziellen Ressourcen.  Ich wünsche mir, dass Gottesdienst und Gemeinschaft an vielen Orten erhalten bleiben. Es gibt sie ja auch, die fröhlichen Gemeinden, in denen das kirchliche Leben sehr gut funktioniert und die gut aufgestellt sind mit Ehrenamtlichen.

Gleichzeitig ist klar, dass es so wie bisher nicht weitergeht und wir uns auf bestimmte Standorte und Angebote fokussieren müssen. Regionalbüros können für Entlastung in der Struktur sorgen. Es gibt aber keine Lösung, die für alle gut ist. Veränderungen müssen immer zu den Menschen vor Ort passen.

Was passiert in den Diensten und Werken?

Das Friedhofswerk wächst langsam und stetig. Das Diakonische Werk übernimmt zwei Pastorate aus Kollmar-Neuendorf für die stationäre Jugendhilfe. Die Ökumene geht mit einer Gruppe Haupt- und Ehrenamtlicher auf Lernreise nach Kenia und gründet in Elmshorn eine Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) mit. Alles sind gute Nachrichten. Gleichzeitig gibt es aus der Synode und auch von uns als pröpstliche Leitung das Signal über den Pfarrstellenrahmenplan, die Gemeinden zu stärken und übergemeindliche Dienste zurückzufahren bzw. stärker an die Ortsgemeinden anzubinden. Das wird in Zeiten knapper Kassen auch umgesetzt werden. Auch im Kirchenkreis müssen wir Schwerpunkte bilden.

Was müssen wir 2025 für unsere Mitglieder tun?

Glaubwürdig Kirche gestalten. Räume öffnen, wo Menschen Glauben erfahren und leben können. Und uns kritisch fragen: Antworten wir mit unseren Angeboten auf die Bedürfnisse der Menschen oder auf unsere eigenen? In jedem Fall sollten wir Kommunikationsplattformen vor Ort bieten, Gemeinschaft und das Miteinander fördern. Denn auch, wenn die Mitglieder weniger werden: Wir sind als Kirche nach wie vor angefragt. Manchmal sogar mehr denn je.

Sollte die Kirche sich politisch äußern?

Prinzipiell ist die Kirche immer politisch. Weil es bei den Themen, die uns die Bibel aufgibt, um Veränderungen in der Gesellschaft geht. Aber Kirche sollte nicht parteipolitisch agieren. Auch wenn es in der aktuellen Lage das Bedürfnis gibt, Haltung zu zeigen: Das sollte nicht vorschnell geschehen. Wenn Menschen Sorgen haben, dann ist es gut, sie ernst zu nehmen und im Gespräch zu sein. Wie wäre es, eine Art dritte Dimension einzuziehen? Wenn wir ein wenig aus der Vogelperspektive auf die Welt schauen, erscheint manches in einem anderen Licht. Genau hier könnte ein wichtiger Beitrag unserer Kirche für die Gesellschaft liegen.

Veröffentlicht am Fr. 10.01.2025