Irgendwo im Nordwesten Kenias nahe dem Lake Victoria. Der christliche Glaube ist hier nicht sehr bekannt. Weit und breit keine Kirchengemeinde. Es gibt auf den Dörfern ein paar traditionelle Heiler und Magier. Zwei Erste-Hilfe-Stationen und staatliche Schulen sind vorhanden, aber viele Kilometer weit weg. Hier, irgendwo im Nirgendwo, ist der neue Arbeitsplatz von Reverend Dominic Nyambisa. Der Bischof der Kenianisch Evangelisch-Lutherischen Kirche (KELC) hat seinen Geistlichen hierher entsandt, denn er soll eine Kirchengemeinde gründen und aufbauen. Angereist mit dem Matatu (Minibus), mit Aktentasche und Kollarhemd steht er dort einfach eines Tages. Noch ohne Büro oder Schreibtisch, geschweige denn einer Kirche. Und nun geht’s los. Gemeindeaufbau.
Kontakte knüpfen und Kooperationen aufbauen
"Mein Plan ist, eine Vorschule und eine Erste-Hilfe-Station vor Ort aufzubauen." erzählt Pastor Nyambisa. Dort können Menschen gute Erfahrungen machen und bereits mit der guten Botschaft von der Liebe Gottes in Berürung kommen. Daraus kann der Pastor weiteres kirchliches Angebot entwickeln. „Wenn ich gute Angebote mache, dann wissen die Eltern, das lohnt sich für mein Kind. Und dann werden sie ihre Kinder auch in die Kirchengemeinde schicken oder selbst hingehen.“ Ähnlich läuft es mit den einfach eingerichteten Erste-Hilfe-Stationen. Die KELC, Partnerkirche des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf, engagiert sich seit vielen Jahren gegen weibliche Genitalverstümmlung, Kinderehen und Zwangsheirat. Da passt es gut, medizinische Strukturen für Zusammenarbeit zu nutzen und eine dauerhafte kirchliche Struktur aufzubauen. So empfiehlt Pastor Nyambisa es auch unseren Kirchengemeinden: Nicht allein versuchen Angebote zu machen, sondern dort hingehen, wo Menschen bereits sind und den Strukturen vertrauen.
Lust auf Gemeindeaufbau
Auch die Gemeinde Taveta hat sich mit Pastor Dominic zu einer florierenden Kirchengemeinde entwickelt. Dort wäre der Geistliche gern geblieben mit seiner Frau und den vier Kindern (17,12,6 und 3). Doch in der kenianischen Kirche ist es üblich, dass Pastoren vom Bischof und den Gremien versetzt zu werden. Es ist beinah schon ein Rotationsprinzip, ein normaler Vorgang und hat nichts mit Fehlverhalten zu tun. Auf die Frage, wie sie den Beschluss der Leitenden fanden, antwortet der Pastor zurückhaltend: „Um ehrlich zu sein, nicht so toll.“ Alle müssen die Schule wechseln, das gewohnte Umfeld verlassen. Aber es ist wie es ist. Und auf die Aufgabe an sich, den Gemeindeaufbau, hat Nyambisa richtig Lust. „Am Anfang wird es hart sein, ich muss sogar erstmal einen Platz zum Schlafen suchen und ein Auto habe ich auch nicht.“ Für immerhin 300 Kilometer Gemeindegebiet zwischen zwei kirchlichen Standorten.
Erfolgsdruck ohne Kirchensteuer
Erfolgsdruck schwingt auch mit in einem Gebiet, wo es keine Kirchensteuern gibt und der Pastor von den Zuwendungen der Mitglieder lebt. Der Aufbau eigener Strukturen mit Gottesdienst und Gemeindeleben darf sich nicht allzu lang hinziehen, denn sonst haben Pastor und Mitarbeitende auch kein Gehalt. Also muss die Botschaft und das, was die evangelische Kirche den Menschen bringt, immer klar und deutlich und nicht zuletzt auch fröhlich vermittelt werden. Und das empfiehlt Dominic Nyambisa ebenso für unseren Kirchenkreis, der mittlerweile an vielen Stellen quasi auch ein Missionsgebiet ist. Denn mancherorts sind weit unter 50 Prozent der Bevölkerung Mitglied unserer Kirche, Tendenz fallend.
Tipps aus Kenia für Elmshorn
Im Gespräch in Elmshorn, wo Nyambisa einige Tage zu Gast war, fragten Ökumenepastor Dirk Fanslau und Propst Thielko Stadtland immer wieder interessiert nach. Wie gelingt der Aufbruch, wie begeistert man Menschen neu vom Christentum? Denn das sind die Fragen unserer Zeit – in Kenia und in Deutschland.