Alessa Pieroth: Herr Pastor Schröder, in der Predigt zu Ihrem Abschiedsgottesdienst haben Sie gesagt: „Glückstadt ist mir Heimat geworden.“ Ist Ihnen das leicht gefallen?
Pastor Schröder: Als Pastorin oder Pastor sind Sie immer zugewandt, aber auch Vertreter*in der Kirche. Bei aller Nähe schafft das auch ein kleines Stück Distanz. Ich glaube, dass es für viele Kolleg*innen nicht einfach ist, dieses Stück Distanz zu überwinden. Meine Frau, die inzwischen verstorben ist, und ich haben sehr schnell gute Freunde gefunden. Das ist das Entscheidende. Sie waren natürlich auch beim Gottesdienst anwesend. Dass das hier so hat sein können, ist wirklich ein Geschenk.
Sie waren der erste Pastor, der in Glückstadt ein gleichgeschlechtliches Paar getraut hat. War das auch für Sie ein Meilenstein?
Es waren die beiden Frauen, die mich beeindruckt haben. Sie fragten per E-Mail ganz vorsichtig und bescheiden an, ob es möglich wäre, dass sie hier in der Kirche getraut werden könnten, weil sie auch biographische Beziehungen nach Glückstadt haben. Ich habe sie direkt zu einem Traugespräch eingeladen. Dort haben die beiden so herzerwärmend und liebevoll die Szene beschrieben, in der sie sich zum ersten Mal gesehen haben. Da war für mich klar: „Wenn du diese beiden Menschen nicht segnest, dann bist du kein Pastor.“ Ich bin der festen Überzeugung, dass Gott die Liebe zweier Menschen segnet, die sich so herzlich zugetan sind. Das war in der Tat ein Schlüsselerlebnis.
In Ihrem letzten Dienstjahr mussten Sie sich noch einmal auf die digitale Welt einlassen. Ist Ihnen das schwer gefallen?
Am Anfang ja. Corinna Kahl ist bei uns für den Internetauftritt zuständig. Sie hat das auf eine Art und Weise gemacht, dass dieses Lampenfieber sich verflüchtigt hat. Das hatte ich von mir überhaupt nicht erwartet. Auch meine Kolleginnen und Kollegen nicht.
Sie machen weiter als Ruhestandsgeistlicher. Wie kam es dazu?
Propst Dr. Thomas Bergemann fragte mich, ob ich mir vorstellen kann weiterzumachen. Und ich sagte sofort Ja. Bevor das richtig eingetütet wurde, habe ich aber erstmal mit den Kolleginnen und Kollegen gesprochen, um zu erfahren, wie sie dazu stehen. Man muss das Feld auch für die nächste Generation frei machen. Aber sie waren sehr dafür. Ich bin weiterhin für die Seniorenarbeit und Vertretungsdienste zuständig.
Und warum möchten Sie weitermachen?
Das hat zwei Gründe. Das eine ist die Stellensituation im Kirchenkreis. Es wird personell immer enger werden. Das Stichwort „2030“ kennt jeder von uns. Der zweite Grund ist schlicht und einfach ein egoistischer. Ich glaube, dass es mir guttut, wenn ich noch ein bisschen gefordert werde. Ich bin ein Mensch, der eine Aufgabe braucht. Mir imponiert das Bewusstsein, im Namen des Herrn zu dienen. Wenn ich mich nützlich machen kann, dann tue ich das.