Lisa Scheide

Gedanken zum Monat März

Fastenmotto „Sieben Wochen ohne Pessimismus“

Ein Mann geht mit seinen zwei Freunden gegen Abend am Wasser entlang, die Sonne geht unter, und der Himmel färbt sich rot. Die Freunde gehen unbekümmert weiter, aber der Mann bleibt stehen. Etwas hat sich in ihm verändert. Er hat eine unnennbare, fürchterliche Angst bekommen und fühlt etwas „wie einen großen, unendlichen Schrei durch die Natur“. Der Mann ist Edvard Munch, der diese Szene in seinem weltberühmten Bild „Der Schrei“ festgehalten hat. Bis heute ist der Mensch mit den aufgerissenen Augen und den Händen, die den eigenen Kopf festzuhalten scheinen, ein Urbild für Angst – so sehr, dass es sogar ein Emoji mit beinahe demselben Ausdruck gibt.

Kennen Sie eine solche unnennbare, fürchterliche Angst, die Sie einfach und unerwartet überfällt? Ich kenne das, und mir scheint, dass wir in Zeiten leben, in denen es leicht ist, genau eine solche Angst zu empfinden – denn es gibt viele Gründe dafür (Terror, Klimawandel, soziale Unsicherheit).
Es mag sein, dass die evangelische Kirche aus diesem Grund das Fastenmotto „Sieben Wochen ohne Pessimismus“ für die bevorstehende Fastenzeit gewählt hat. Angst ist nicht Pessimismus – das wissen wir alle. Aber in beidem steckt Hoffnungslosigkeit, und die gilt es immer wieder zu überwinden.
So natürlich es ist, Angst zu haben und ängstlich zu sein, so natürlich ist es auch, pessimistisch zu sein. Und genau das sollen wir uns nun für sieben Wochen abgewöhnen. Können wir das überhaupt? Oder kommt es uns nicht eigentlich gut zupass, pessimistisch zu sein und die Welt schwarzzumalen?
Was würde uns denn dabei helfen, optimistischer zu werden?

Ich habe einige Punkte zusammengetragen:

  1. Den Morgen überwinden – Menschen neigen dazu, morgens pessimistischer zu sein
  2. Andere loben
  3. Hilfe anbieten
  4. Das Kleine sehen
  5. Sich nicht hetzen lassen
  6. Nicht grübeln
  7. Gott vertrauen
  8. Beten
  9. Singen
  10. Bewusst genießen

Probieren Sie es aus – und erzählen Sie gerne anderen von Ihren Erlebnissen.
Meine Erfahrung ist: Alles im Leben ist eine Frage des Blickwinkels, und den kann ich versuchen zu verändern.
Ein kleines, augenzwinkerndes Beispiel aus der Welt der Märchen: Wenn Dornröschen nicht den Fluch der 13. Fee abbekommen hätte, hätte sie nie ihren Traumprinzen treffen können…
Sieben Wochen ohne Pessimismus – und das in der Kirche? Probieren wir es miteinander aus, denn eines steht fest und bleibt bestehen: Die Welt ist schon gerettet.

Ihr Propst Dr. Thomas Bergemann

Veröffentlicht am Mo 02.03.2020