Lisa Scheide

Gedanken zum Monat April

Propst Dr. Thomas Bergemann

Lassen Sie uns füreinander beten, dass Gott unsere Furcht in Hoffnung wandeln möge und, dass wir bei allem das Kleine und Stille nicht übersehen.

 

Liebe Leser*innen,

können Sie sich noch erinnern, wie wir da saßen. Eng und eng beieinander, volle Kirche, draußen war regnerisches Wetter, drinnen dampfte es. Wir waren in Vorfreude auf das schönste Fest des Jahres, hatten vielleicht schon das ein oder andere Geschenk ausgepackt und wollten nun dem Krippenspiel zusehen oder dem Pastor lauschen. Einen Satz haben wir mit Sicherheit gehört, ein Engel hat ihn vielleicht von der Kanzel gesagt. Dieser Satz, den wir beim letzten Weihnachtsfest alle vernommen haben, lautete: „Fürchtet Euch nicht.“

Er steht in der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium. Fürchtet Euch nicht! Dieser Satz gilt jedem und jeder, hier in unseren Dörfern und Städten, in unserem Land und in der Welt. Dieser Satz ist Gottes Versprechen an uns Menschen, dass er uns nicht allein lässt. Und dieser Satz ist ebenso Ausdruck von Gottes großem Zutrauen in uns Menschen. Denn Furcht bezieht sich immer auf etwas Eindeutiges, eine klare Bedrohung. Gott traut uns Menschen zu, zu unterscheiden und genau abzuwägen, wovor wir uns zu fürchten haben. Und Gott spricht uns zu, diese Furcht zu überwinden und mit ihr umzugehen, ihr in Gottvertrauen zu begegnen. Wäre morgen Weihnachten, würden wir Wege finden, um uns trotzdem des wunderbaren Satzes der Weihnachtsgeschichte zu vergewissern: Fürchtet Euch nicht.

Weihnachten steht nicht vor der Tür, aber Ostern.

Wie und in welcher Weise wir 2020 Ostern in unseren Gemeinden feiern können, das wissen wir noch nicht ganz genau. Aber sicher ist: Auch zu Ostern hören wir Geschichten über Angst und Furcht, die am Ende gut ausgehen. Und sie konnten gut ausgehen, weil Menschen sich auf den Weg zu Ostern gemacht haben, weil sie ihre Furcht überwinden konnten und der Angst die Kraft genommen haben, denn Gott kam ihnen schon auf halbem Wege entgegen. Lassen wir uns diese Hoffnung, die viel stärker ist als jede Furcht, nicht nehmen und üben wir uns doch darin, die Furcht an Gott abzugeben. Er ist an unserer Seite.

Das bedeutet keineswegs, dass wir übermütig sein oder gar die Gefahr der herrschenden Pandemie kleinreden sollen, oder, dass wir Gott mit einer Verantwortung behaften dürfen, die ganz allein in unseren Händen liegt. Aber das bedeutet, dass wir an die Kraft des Gebetes glauben dürfen, dass wir diese Kraft gerade in diesen Tagen neu bestärken können, dass wir ganz bewusst wieder füreinander beten und in diesen Gebeten verbunden bleiben.

Lassen Sie uns füreinander beten, dass Gott unsere Furcht in Hoffnung wandeln möge und, dass wir bei allem das Kleine und Stille nicht übersehen.

Bleiben Sie behütet!

Ihr Propst Thomas Bergemann

Veröffentlicht am Di 31.03.2020