Timo Milewski, Gemeindemanager für die Region Wilster und Wilstermarsch. Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf Alessa Pieroth

Der Gemeindemanager: Jetzt geht es um die Ü20-Jährigen

Alessa Pieroth

Timo Milewski ist seit dem 1. Juni der erste Gemeindemanager im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf für die Region Wilster und die Wilstermarsch. Alessa Pieroth traf ihn an seinem 10. Arbeitstag im Büro in Wilster zum Gespräch.

Herr Milewski, warum wurde der erste Gemeindemanager des Kirchenkreises ausgerechnet in der Region Wilster und der Wils­termarsch eingesetzt?

Das liegt zum einen daran, dass die Probleme, die unter dem Schlagwort „Perspektive 2030“ zusammengefasst werden, bei uns schon im Jahr 2024 eintre­ten werden. Dann setzt bei uns eine Pensionierungswelle ein und bis zum Jahr 2025 sind alle drei Pastorinnen und Pastoren in den Ruhestand gegangen. Anderer­seits haben wir im Bereich der Ju­gendarbeit und der Kirchenmusik schon unglaublich viel Regionalar­beit geleistet. Dadurch sind wir in unserer Region schon sehr zusam­mengewachsen.

Der Gemeindemanager soll Pastor*innen entlasten. Was ge­nau sind Ihre Einsatzgebiete?

Ich übernehme das Alltagsge­schäft und entlaste Pastor*innen von Verwaltungsarbeiten. Ich wirke beispielsweise bei der Erstellung der Haushaltsplanung und der Jahresabschlüsse für die Kirchen­gemeinde mit. Und ich besuche alle Kirchengemeinderatssitzun­gen in der Region. So sollen sich die Pastor*innen auf ihren Schwer­punkt der Seelsorge und auf Amts­handlungen konzentrieren kön­nen. Was unabdingbar ist, wenn Pastor*innen aufgrund von Alters­strukturen, Fachkräftemangel und rückläufiger Kirchensteuereinnah­men immer weniger werden.

Was blüht der Region, wenn es keine Pastor*innen mehr gibt?

Die Bildung von Pfarrsprengeln schwingt gerade als Möglichkeit in den Überlegungen mit. Damit ist ge­meint, dass eine Pfarrstelle für meh­rere Gemeinden zuständig ist. Ein Vorteil von Pfarrsprengeln ist, dass die Kirchengemeinderät*innen dann weiterhin ihre*n Pastor*in wählen können. Aber ich möch­te nicht alleine Konzepte entwi­ckeln, die dann durchgesetzt werden müssen. Ich möchte mit den Kirchengemeinderät*innen, die noch bis 2022 im Amt sind, in die Zukunft blicken und ein gutes Fundament für die Kirchengemeinderät*innen schaf­fen, die dann im Januar 2023 ihr Amt antreten werden. Dabei halten wir uns an den Slogan unserer Re­gion: „Wir tun uns gut! Dem Fach­kräftemangel begegnen. Kirchli­ches Leben vor Ort bewahren.“

Sie sind mit der Region sehr vertraut. Seit zehn Jahren leiten Sie die Kinder- und Jugendarbeit.

Ich wirke in allen Gemeinden und bin die Anlaufstelle für alle Angelegenheiten von Wewelsfleth im Süden bis nach Hohenaspe im Norden der Region. Ich wer­de die Kinder- und Jugendarbeit auch weiterhin leiten, allerdings nur noch auf einer halben Stelle. Die andere Hälfte widme ich mei­ner Arbeit als Gemeindemanager. In der Jugendarbeit habe ich Un­terstützung von meiner Kollegin Andrea Niefert bekommen. Ich bin froh und dankbar, dass die Be­setzung der 50-Prozent-Stelle so schnell gelingen konnte.

Wie würden Sie von der Jugend­arbeit den Kreis zum Gemeinde­manager schließen. Kann man das überhaupt?

Man könnte sagen, der Gemein­demanager ist das Endprodukt der Kinder- und Jugendarbeit. Im Prin­zip habe ich den Gemeindemana­ger als Mensch für die Kinder- und Jugendarbeit schon gelebt, indem ich die Kleinsten und Mittelgroßen eng miteinander vernetzt habe. Jetzt geht es sozusagen um die Großen, die Ü20-Jährigen.

Und haben Sie schon eine Idee, wie Sie die Vernetzung der „Gro­ßen“ untereinander fördern wer­den?

Ich möchte, dass alle Leute mit­bekommen, dass hier etwas Ge­meinsames passiert. Ich möchte die Menschen mitnehmen auf dem „neuen“ Weg. Und zwar alle Men­schen, nicht nur diejenigen, die Verantwortung tragen. Darum ist die Öffentlichkeitsarbeit für mich ein wichtiges Thema. Im Novem­ber wird es eine Broschüre geben, in der die Kirchengemeinden aus der Region sich und ihre Angebote vorstellen. So soll die große Vielfalt an kirchlicher Arbeit sichtbar wer­den. Später ist auch noch ein ge­meinsamer Internetauftritt geplant.

Veröffentlicht am Fr 03.07.2020