Friedhof St. Margarethen

Auf dem Weg ins Friedhofswerk: "Friedhof bleibt das Gesicht der Kirchengemeinde"

Natalie Lux

Das Friedhofswerk begrüßt zwei neue Mitglieder: Wilster und St. Margarethen. Gerade hat die Synode des Kirchenkreises zugestimmt und den Weg geebnet. Das bedeutet, dass die beiden Friedhöfe von Geschäftsführer Thomas Roßmann und seinem Team verwaltet werden, die sich um die Finanzen, Struktur und Gestaltung der Friedhöfe kümmern.

Mit dem Wechsel ins Friedhofswerk wird der Kirchengemeinderat (KGR) von einer Menge verwalterischen Aufgaben sowie finanziellem Druck entlastet. Friedhöfe haben einen komplizierten Haushalt, der sich aus dem hoheitlichen und dem gewerblichen Teil zusammensetzt. Die hoheitliche Aufgabe ist die Bestattung an sich, die per Gebührensatzung geregelt und nicht steuerpflichtig ist. Der gewerbliche Teil beinhaltet alles zum Thema Grabpflege und Instandsetzungen, sowie den Verkauf von Pflanzen und unterliegt dem Wettbewerbsrecht.

Kostendruck lastet auf Friedhöfen

Klassische evangelische Friedhöfe geraten zunehmend unter Kostendruck. Die Einnahmen sinken, da viele Angehörige kostengünstige Bestattungsformen (Urne, Gemeinschaftsgrabanlagen) auf dem Friedhof wählen oder in andere Bestattungsarten (Friedwald/Ruheforst, Seebestattung, Urnenhain am Krematorium, u.a.) abwandern. Die Aufwendungen steigen, weil die vollständige Friedhofsanlage nach wie vor erhalten und gepflegt werden muss und ebenso die Gehälter sich derzeit nach oben entwickeln. Viele Friedhöfe im Kirchenkreis sind bereits defizitär und weisen ein Minus in den Jahresrechnungen aus. Für all das trägt ein ehrenamtlicher KGR die Verantwortung. Es ist schwierig, den Ansprüchen an eine professionelle und effiziente Bewirtschaftung gerecht zu werden

Wilster und St. Margarethen vor dem Wechsel

Wilster und St. Margarethen haben sich daher entschieden, ihre Friedhöfe abzugeben. „Ein Prozess, der für die Beteiligten nicht einfach ist“, sagt Wilsters Friedhofsverwalterin Beritt Mahrt, die seit kurzem auch im Friedhofswerk tätig ist. „Ehrenamtliche haben sich eingearbeitet und sind mit dieser Aufgabe vor Ort lange verbunden“. Außerdem gibt es Befürchtungen, Gestaltungsmöglichkeiten abzugeben, besonders, wenn das Grundstück direkt mit der Kirche verbunden ist (in Wilster und St. Margarethen ist dies nicht der Fall). „Ja, es stimmt schon, dass das Grundstück dann zum Kirchenkreis gehört, wir das Hausrecht haben und auch das Personal bei uns angestellt ist“, sagt Geschäftsführer Thomas Roßmann. Er erläutert, dass aber bei einem Verkauf von Friedhofsflächen – was wegen der Ruhezeiten viele Jahrzehnte dauert – die Kirchengemeinde laut Vertrag die Hälfte des Erlöses bekäme. Auch müsse das Personal nicht im Kirchenkreis vertraglich „von vorn anfangen“, sondern es handle sich immer um einen vollständigen Betriebsübergang ohne Probezeit oder gar schlechter gestellten Arbeitsverhältnissen. Die Stellen seien mindestens genauso sicher wie vorher, betont der Geschäftsführer. 

Friedhofswerk verhandelt Co-Finanzierungsverträge

Ein bereits beim Wechsel der Trägerschaft bestehendes Minus im gewerblichen Teil bleibt in der Gemeindekasse; die Ortsgemeinden müssen es selbst abtragen. Die Sorge um weitere finanzielle Defizite sind die KGR aber los. Beritt Mahrt und Thomas Roßmann übernehmen für die Friedhofswerk-Familie auch die Verhandlungen mit den Kommunen, die sich an den Kosten für den hoheitlichen Teil des Friedhofsgeschäfts beteiligen. Die Bereitschaft, sogenannte Co-Finanzierungsverträge abzuschließen und die Kirchenkasse finanziell zu entlasten, ist unterschiedlich hoch und erfordert unterschiedlich viel Aufwand, um ein gutes Ergebnis für die Kirche zu erzielen. Ebenso wird es immer wichtiger, Geldgeber für Projekte zu bekommen, zum Beispiel über die AktivRegion des Kreises Steinburg. 

"Der Friedhof bleibt das Gesicht der Kirchengemeinde"

Bei allen Veränderungen in Zahlen und Fakten, Mahrt und Roßmann betonen eins: „Der Friedhof bleibt das Gesicht der Kirchengemeinde vor Ort“. Sie freuen sich, wenn die Gemeinden Aktivitäten auf dem Friedhof entfalten und Ideen für neue Grabanlagen und Gestaltung einbringen. Dies könnte auch in gemeinsamen Ausschüssen geschehen. Und: „Eine Trägerschaft außerhalb der Evangelischen Kirche wäre riskanter, denn die Ewigkeit ist doch unsere Kernkompetenz“, sagt Beritt Mahrt mit einem Augenzwinkern.   

Übersicht über unsere Friedhöfe

Image-Video unserer Friedhöfe

Veröffentlicht am Mi 12.07.2023