Heute geht ein äußerst kurzer Wahlkampf zu Ende, und morgen sind fast 60 Millionen Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Wahlkampf bedeutet sicher auch Kampf, die verschiedenen Parteien legen sich mächtig ins Zeug, um mit unterschiedlichen Mitteln Menschen von ihren Positionen zu überzeugen. Doch leider ging es auch in diesem kurzen Wahlkampf nicht nur fair zu: die Verbreitung von FakeNews, die Beschädigung und Zerstörung von Wahlplakaten, das Beschimpfen von Wahlkampfhelfern und Kandidaten sowie Drohgebärden an Wahlkampfständen zeigen, wie teils erschreckend aggressiv sich die Atmosphäre in der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung aufgeladen hat.
Jesus zeigt uns einen ganz anderen Weg auf: Liebt eure Feinde! Tut denen Gutes, die euch hassen! Nur diejenigen zu lieben, die auch mich lieben, ist keine Kunst, damit wird die Liebe in dieser Welt nicht vermehrt. Jesus mutet uns die radikale Entschränkung der Nächstenliebe zu. Natürlich ist das eine Zumutung, denn auch ich bin in meiner Liebesfähigkeit recht beschränkt. Aber ich glaube mit Jesus, dass es der einzige Weg ist, um aus den unseligen Teufelskreisen von Misstrauen, Hass und Aggression auszubrechen. Den Feind zu lieben beutetet nicht, allen Meinungen zuzustimmen und jedem und jeder um den Hals zu fallen, es bedeutet, anderen mit Respekt und Fairness zu begegnen, um ein gutes Miteinander zu gestalten. So hat die Liebe die Chance, sich zu vermehren – und dazu haben wir nicht nur morgen die Wahl!
Pfarrer Heiko Kiehn, Katholische Pfarrei Heiliger Martin