Zu Glaubenszweifeln stehen

Pastorin Petra Steltner

Ein junger Mann, dem ich unsere Kirche zeigte, erklärte mir: „Ich gehöre zu keiner Kirche, ich kann nicht glauben; aber ich würde gerne glauben!“

Ein anderer Mann erzählte mir: „ Seit mehr als 20 Jahren halten meine Frau und ich uns zu einer Kirchengemeinde. Wir besuchen die Gottesdienste und schätzen die Gemeinschaft. Aber unsere Zweifel holen uns immer wieder ein. Deshalb sind wir nie in die Gemeinde eingetreten.“ Wie leicht sich Zweifel am Glauben, wie leicht sich Unglaube einstellen kann, können die meisten von uns wohl nachvollziehen. Da ist ein Familienmitglied schon in jungen Jahren schwer erkrankt. Eine Freundin leidet jahrelang unter Schmerzen. Eine Schwester stirbt an den Folgen eines Unfalls. Trauer, Verzweiflung und das Gefühl, von Gott verlassen zu sein, machen sich breit.

Zwischen Zweifel und Glauben hin- und her gerissen ist auch ein Mann, von dem die Bibel erzählt. Er wendet sich an Jesus, obwohl er nicht sicher ist, ob der helfen kann. Er gibt seine Zweifel zu und ist ehrlich: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“, ruft er aus. Jesus genügt dieser kleine Funken Vertrauen. Ihm genügt die Offenheit dieses Mannes. Jesus hört ihm zu, fühlt mit und hilft ihm.

Diese Geschichte kann Mut machen, zu den eigenen Glaubenszweifeln zu stehen. Sie kann Mut machen, diese Zweifel auszusprechen – vor Gott, vor anderen Menschen. Sie kann Mut machen zu offenen Gesprächen. Sie kann helfen, Gottes Hilfe auch in schweren Lebenssituationen zu entdecken. Neue Wege werden sich auftun, Verbindungen zu hilfreichen Menschen entstehen.

Dazu gebe Gott seinen Segen.

Petra Steltner, Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Christus-Kirchengemeinde Hohenfelde-Hörnerkirchen

Veröffentlicht am Do 06.02.2020