Auf keinem, muss ich feststellen – und gleichzeitig über mich den Kopf schütteln. Bin ich so eitel oder so unzufrieden mit mir? Oder zeigen einfach alle Fotos nicht das Bild, das ich von mir habe? Und wie sähe wohl ein Bild aus, das mich so zeigt, wie ich bin?
Von dem Maler Gustav Klimt wird erzählt, dass er einmal eine junge Frau porträtiert hat, die aufgrund ihrer schwierigen Lebensumstände sehr resigniert und teilnahmslos wirkte. Er hat sich oft mit ihr getroffen und dann im Laufe fast eines Jahres ein Bild von ihr gemalt, das sie so zeigte, wie er sie kennengelernt hatte – aufmerksam und klug. Dieses Bild hing von da an im Haus der jungen Frau an zentraler Stelle. Jeden Tag sah sie sich so, wie der Maler sie sah. Zehn Jahre später war aus ihr eine Frau geworden, die aktiv ihr Leben bestimmte und sich am Anfang des 20. Jahrhunderts dafür einsetzte, dass Kunst allen Menschen zugänglich gemacht wird.
Ich habe keinen Maler oder Fotografen, der meine Schokoladenseite herausfiltert. Aber ich habe den Wochenspruch für die kommende Woche und der lautet: „Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas völlig Neues hat begonnen.“ Ich stelle mir dieses „Neuwerden“ so vor, dass Gott etwas in mir sieht, was sich entwickeln kann; dass er ein Bild von mir hat, das all meine Lebens-Möglichkeiten zeigt. In einem dazu passenden Gebet heißt es: In deinen Händen kann ich stärker werden als ich bin / In deinen Armen kann ich freier werden als ich bin / In deinem Wesen kann ich stiller werden als ich bin / In deinen Worten kann ich reifer werden als ich bin, ein Segen.
Solchen Segen wünscht Ihnen Pastorin Karin Johannigmann, Emmaus-Kirchengemeinde Elmshorn