"Oh Heiland, reiß die Himmel auf!"

Gabriele Petersen, Pastorin der Kirchengemeinden Herzhorn und Süderau

Gott will nicht zerreißen, sondern heilen. Mitten in die Dunkelheit unserer Tage leuchtet die zweite Kerze am Adventskranz.

Wer hastig etwas aufreißt riskiert, dass es kaputtgeht. Aufreißen kennt keine Vorsicht. Aufreißen zeugt von Ungeduld und oft auch von Lieblosigkeit. Aufreißen tut weh! “Oh Heiland, reiß die Himmel auf!“, so klang der Schrei des Propheten in größter Not. Aber der Himmel blieb zunächst verschlossen. Gott schien es egal zu sein, was da geschah auf der Erde. Jesaja wartete verzweifelt auf Gottes spektakuläres Eingreifen in den Lauf der Welt.

Viele Jahre nach Jesajas Notruf kam Gott dann tatsächlich doch auf die Erde:ganz anders als erwartet, nicht mit Gedonner und Getöse, sondern still und leise, ganz klein, aber keineswegs unscheinbar.

„Oh Heiland, reiß die Himmel auf…“ – dieses alte Adventslied erinnert uns alle Jahre wieder daran: Mit dem Kind in der Krippe öffnete sich ein für alle Mal liebevoll der Himmel. Gott will den Menschen nicht wehtun. Gott will nicht zerreißen, sondern heilen.

Mitten in die Dunkelheit unserer Tage leuchtet die zweite Kerze am Adventskranz. Sie möchte alle trösten, die gerade zweifeln und verzweifeln. Sie leuchtet der Hoffnungslosigkeit in der Welt zum Trotz. Sie verspricht: „Gott ist da! Niemals bist du vergessen und allein!“

 

Gabriele Petersen, Pastorin der Kirchengemeinden Herzhorn und Süderau

Veröffentlicht am Sa 04.12.2021