Singet!

Katharina Reinke, Pastorin in St. Michaelis Itzehoe

Im Singen kommen Emotionen zum Klingen: Freude und Trauer, Dank und Klage.

Vor einem Jahr haben wir zum Sonntag Kantate (Singet!) ein musikalisches „Kachelvideo“ veröffentlicht. Je zwei Sängerinnen und Sänger haben für sich zu Hause Tonspuren eingesungen, am Computer wurden die Aufnahmen mit Klavierbegleitung zu einem Gesamtklang zusammengefügt. Auf diese Weise war es – wenn auch recht aufwändig – möglich, auf Abstand miteinander zu musizieren.

Wie viel schöner ist es, dass wir dieses Jahr nach zwei Jahren Pause wieder gemeinsam im Gottesdienst und im Chor singen dürfen. Im Singen kommen Emotionen zum Klingen: Freude und Trauer, Dank und Klage. Man kann alleine singen, unter der Dusche, bei der Hausarbeit oder im dunklen Wald. Aber noch lieber singe ich gemeinsam im Chor, im Gottesdienst oder auf der Konfirmandenfreizeit.

Der Sonntag Kantate ruft uns ganz besonders zum Singen auf: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ (Ps 98,1) Es überrascht wenig, dass dieser Psalm schon oft vertont wurde. Häufig ist es dann eine mittlerweile alte Melodie, mit dem Text „Singet dem Herrn ein neues Lied.“

Ein neues Lied zu singen, bedeutet nicht, dass alte Lieder schlecht sind oder nicht mehr gesungen werden sollten. Der Psalmbeter macht die Erfahrung, dass Gott Wunder tut. Und weil er immer wieder Wunder tut und seinem Volk hilft, deswegen gibt es auch immer wieder neuen Grund, ihm Lieder zu singen. So wie die Wunder immer neu sind, so sollen auch die Lieder neu sein. So singen wir heute alte und neue Lieder im Gottesdienst und vielleicht wagen Sie es ja einmal, wenn keiner zuhört, Gott ihr eigenes neues Lied zu singen oder zu summen. Zu einer Melodie und einem Text, die Ihnen gerade in den Sinn kommen.

Katharina Reinke, Pastorin in St. Michaelis Itzehoe

Veröffentlicht am Sa 14.05.2022