Gottes Geheimnis

Pastor Thomas Bruhn, Kirchengemeinde Krempe

Geheimnisse sollten wir bestaunen und darauf warten, dass sie sich selbst offenbaren wollen.

Wenn ich im Urlaub an einem neuen Ort bin, freue ich mich, wenn die Kirche dort offen ist. Das geht auch Besuchern unserer Kirche so.

Und warum? Weil es andere Räume sind, als in den übrigen öffentlichen Gebäuden. Weil sie eine besondere Atmosphäre haben, zum Beispiel durch bunte, hoch aufragende Fenster, durch das Licht. Manchmal aber kann man sich gar nicht so recht erklären, was einen Kirchenraum so besonders macht. Es ist ein mit Worten schwer beschreibbares Gefühl von Erhabenheit oder Geborgenheit. Vielleicht macht das aber gerade die Anziehungskraft aus. Der Raum ist wie ein Geheimnis. Man spürt, da ist etwas Besonderes. Genau fassen lässt es sich jedoch nicht. Und das muss es auch nicht, wenn der Raum sein Geheimnis wahren soll.

So ist es auch mit dem Glauben. Woran ich glaube, ist nicht im letzten erklärbar. Es bleibt immer ein Geheimnis. Darüber machen sich manche gerne lustig, aber ohne Geheimnis wäre Glauben fade. Geheimnisse sollte man gerade nicht wie Nüsse knacken wollen. Das verweigern sie uns. Geheimnisse sollte man bestaunen und darauf warten, dass sie sich selbst offenbaren wollen. Das wollen sie, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

So ist es auch mit Gott. Wer sich die vergebliche Mühe erspart, mit Gott auf Augenhöhe zu kommen, wird eine wichtige Erfahrung machen: Gott offenbart sich, wenn er die Zeit dafür für gekommen hält. Dann zeigt er sich. Nicht immer so, wie ich es gerne hätte. Aber auf seine Weise. Und ich erfahre und erkenne seine Heiligkeit im Diesseits.

Thomas Bruhn, Pastor in Krempe

Veröffentlicht am Sa 15.01.2022