Unterwegs voller Zuneigung

Gabriele Petersen, Pastorin in Herzhorn und Süderau

Beobachtungen beim Volkslauf oder was uns anpornt, fürsorglich miteinander umzugehen und einen gnädigen Blick auf die zu werfen, die meinen, sie wären die Besten.  

„Ich bin vorne, du bist hinten“ lese ich auf dem Shirt eines Läufers beim Volkslauf. Ganz schön selbstbewusst, denke ich. Wieviel Freude wird es anderen wohl machen, gerade diesen Läufer zu überholen? Ein anderer trägt ein Shirt mit der Aufschrift „Unterwegs im Auftrag des Herrn!“ Ob dieser fromme Christenmensch wohl mit besonderer Kraft ausgestattet zu den Schnellsten gehört?

Ich verliere beide aus den Augen. Aber andere fallen mir auf: die, die am Rand stehen und Erfrischungen reichen mit aufmunternden Worten und die, die Pflaster kleben auf aufgeschlagene Knie. Mir fallen zwei auf, die sich miteinander plaudernd ein Stück des Weges als Spaziergang leisten und dann Hand in Hand wieder loslegen. Ich sehe einen, der einen Rolli schiebt und eine, die ihr Kind im Tragesack mit sich trägt. Ich höre, wie eine, die aufgibt, getröstet wird und wie geklatscht wird, als auch die letzten Läufer das Ziel erreichen.

Mir kommt ein Tipp der Bibel in den Sinn: „Richtet die herabhängenden Hände und die geschwächten Knie wieder auf, und ebnet die Wege mit euren Füßen, damit lahme Menschen nicht vom Weg abkommen, sondern vielmehr geheilt werden. Jagt mit allen dem Frieden und der Heilung nach… und achtet darauf, dass niemand Gottes Zuneigung versäumt.“

Bei aller ehrgeiziger Anstrengung, bei allem zielstrebigen Vorankommen- und Etwas-Leisten-Wollen gibt es bereits unterwegs etwas besonders Schönes: Gottes Zuneigung. Sie hilft zur Gelassenheit im Blick auf die eigenen Grenzen. Und sie spornt an zum fürsorglichen Umgang miteinander und zum gnädigen Blick auf die, die meinen, sie wären die Besten.  

Ich wünsche Ihnen ein Unterwegssein voller Zuneigung!

Gabriele Petersen, Pastorin in Herzhorn und Süderau

Veröffentlicht am Fr 08.09.2023