Sommerzeit

Mona Rieg, Pastorin im Klinikum Itzehoe

Zeit zum Draußen sein, zum Sonne-Tanken, Zeit mal wieder anderen auf der Straße zu begegnen und einen Klönschnack zu halten.

Es ist so wichtig, dass wir miteinander das Gespräch suchen, dass wir voneinander wissen. Was mehr hält unsere Ort- und Nachbarschaften zusammen als unsere Beziehungen? Anteil nehmen an anderen, teilhaben an deren Leben – und anders herum. Das bereichert uns. 

Nicht das Konkurrenzdenken, das uns alle Welt einbläuen will, nicht immer der Vergleich. Wie immer ist es eine Frage der Sichtweise, wie wir Dinge wahrnehmen. Das Glas ist halbleer oder halbvoll, das kennen Sie. Kennen Sie auch folgende Geschichte? 

Eines Tages nahm ein sehr reicher Mann seinen Sohn mit aufs Land, um ihm zu zeigen, wie arme Leute leben. Vater und Sohn verbrachten einen Tag und eine Nacht auf der Farm einer sehr armen Familie. Als sie wieder zurückkehrten, fragte der Vater seinen Sohn: „Nun? Wie war dieser Ausflug?“ „Sehr interessant!“ antwortete der Sohn. „Und hast du gesehen, wie arm Menschen sein können?“ „Oh ja, Vater, das habe ich gesehen.“ „Was hast du also gelernt?“ fragte der Vater. Und der Sohn antwortete: „Ich habe gesehen, dass wir einen Hund haben und die Leute auf der Farm haben vier. Wir haben einen Swimmingpool, der bis zur Mitte unseres Gartens reicht, und sie haben einen See, der gar nicht mehr aufhört. Wir haben prächtige Lampen in unserem Garten und sie haben die Sterne. Unsere Terrasse reicht bis zum Vorgarten und sie haben den ganzen Horizont.“ Der Vater war sprachlos. Und der Sohn fügte noch hinzu: „Danke Vater, dass du mir gezeigt hast, wie arm wir sind.“ 

Ach sind wir arm hier in der Gegend! Mitte August werden wir den Sternenhimmel anschauen und hunderte von Sternschnuppen sehen. Wir riechen bis dahin das Heu, das die Landwirte machen und die blühenden Wiesen, in deren Mitte wir leben. Und wir hören hoffentlich die Stimmen der Menschen, die uns vertraut und lieb sind, und nehmen uns Zeit für ein gutes Gespräch. Wir feiern miteinander Gottesdienste drinnen und draußen und leben Gemeinschaft. 

Ich wünsche Ihnen allen einen segensreichen Sommer! 

Ihre Mona Rieg, Pastorin im Klinikum Itzehoe

Veröffentlicht am Mi. 11.06.2025