Sommerhit? Sommerhit!

Klaus-Dieter Piepenburg, Pastor der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Barmstedt

Ist es angemessen in diesen Zeiten einfache Daseinsfreude, ungetrübte und unbeschwerte Lebensfreude zum Ausdruck zu bringen? Der pauschal negativer Blick auf das Leben, der alles grau färbt, wird dem Leben nicht gerecht.

Was ist eigentlich der Sommerhit in diesem Jahr? Oder gibt es bis jetzt noch keinen? In jedem Jahr gibt es doch einen Hit, der das sommerliche Lebensgefühl, das Heitere, das Unbeschwerte mit einer leichten, eingängigen Melodie zum Ausdruck bringt.

Bekannte Sommerlieder mit frischen Melodien, die zur Zeit gern in den Gottesdiensten gesungen werden, finden sich im evangelischen Gesangbuch. Die bekanntesten sind wohl: „Geh aus mein Herz und suche Freud…“  von Paul Gerhardt (Nr. 503 im Gesangbuch), und „Nun steht in Laub und Blüte, Gott Schöpfer, deine Welt…“ (Nr. 639).

Da werden der Sommer und die Natur besungen in Ihrer Vielfalt und Schönheit und eingeladen, sich daran zu erfreuen. In dem einen Lied heißt es: “…Wie schön ist es zu leben und Gottes Kind zu sein.“ Einfache Daseinsfreude, so etwas wie ungetrübte, unbeschwerte Lebensfreude ist da angesprochen und zum Ausdruck gebracht.

Nun wird mancher meinen: ist das nicht ziemlich unangemessen angesichts der gegenwärtigen Lage? Ist dieses Heitere, Harmonische, Fröhliche nicht fehl am Platze angesichts von Corona und Ukraine-Krieg, von zunehmender Armut weltweit und auch bei uns? Muss man nicht eher hinweisen auf das Elend und die Not angesichts dessen sich die Freude verbietet? Sind es nicht nur die Einfältigen und Naiven, die sich angesichts dessen, was ist, noch freuen können?

Ich glaube nicht. Ich glaube, ein nur pauschal negativer Blick auf das Leben, der alles grau färbt, wird dem Leben nicht gerecht. Sich dem Guten, das doch auch im Leben da ist, nicht zu verschließen, sondern auch die Freude sich gefallen lassen, sich von ihr ergreifen lassen, kann doch unsere Lebenskräfte aufleben lassen, uns Widerstandskraft geben und unsere Lebenszuversicht stärken, die wir doch brauchen gerade in schweren Krisenzeiten, um zu bestehen und nicht zu resignieren.

So können wir, meine ich, Paul Gerhardts Rat guten Gewissens folgen: „Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben!“

Pastor Klaus-Dieter Piepenburg

Veröffentlicht am Fr 08.07.2022