Diese Woche hat Mark Zuckerberg angekündigt, dass es bei Facebook und Instagram keine unabhängige Faktenprüfung mehr geben wird – zumindest in den USA. Dass einer der reichsten und mächtigsten Menschen dieser Welt solche Angst hat und einknickt, bevor der nächste amerikanische Präsident überhaupt den Dienst antritt – das ist schon blamabel. Aber ist es schlimm? Geht die Welt unter, wenn nun die Mehrheit bestimmt, was Fakt ist?
Ich bin überzeugt: Wir werden die Welt nicht besser machen, wenn wir uns nicht den Realitäten stellen. Die Wirtschaft in Deutschland steht ja nicht blendend da, wenn wir es einfach behaupten würden. Sie kann ja nur besser werden, wenn wir Schlüsse aus den richtigen Fakten ziehen.
Und auch die Hoffnung des Glaubens muss sich auf die Welt beziehen, wie sie ist. Phantasiewelten helfen nicht – im Gegenteil: Sie sind gefährlich und führen uns in Abgründe. Die Kirchengeschichte ist voll von Beispielen.
Ein Glaube, der sich eine Wirklichkeit vormacht, dient nicht dem Leben, nicht dem je eigenen und nicht unserem gemeinsamen. Glaube, der zum Leben dient, fasst die Welt auf, wie sie ist und bestreitet zugleich, dass es ewig so bleiben muss. Glaube findet sich nicht damit ab, dass es Ungerechtigkeit und Leid nun einmal gibt oder gar für immer geben müsste. Glaube ist keine Illusion über den Zustand unserer Welt, sondern der Glaube an ihre Veränderbarkeit.
Es grüßt herzlich
Ihr Stefan Egenberger (Pastor in Glückstadt und Neuenkirchen)