„Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen“

Dr. Ulrich Palmer, Pastor, Ev.-Luth. Christus-Kirchengemeinde Hohenfelde-Hörnerkirchen

… so fängt ein Lied Martin Luthers (1524) nach einer viel älteren lateinischen Vorlage an.

Wer diese Beschreibung einer Grundbedingung des Lebens moderner haben möchte, nehme die 2. Strophe von Norman Greenbaums Spirit in the sky (1969): “Prepare yourself, you know, it’s a must…”, die Vorbereitung aufs Sterben nämlich.

Ein Besuch der Altstadt von Neapel brachte mich auf die Umkehr dieser Idee: Mitten in der Todverfallenheit sucht das Leben seine Bahnen!

Das historische Zentrum dieser süditalienischen Metropole ist als Ganzes leider ziemlich marode. Die Pracht der alten Königsstadt ist nur noch zu ahnen, es gibt Ruinen und Verfall. In manch enge, düstere Gasse mag man nicht hineinschauen. Aber die Vitalität und Lebendigkeit der Neapolitaner ist ungebrochen. Die Anhäufung traurig aussehender Bauten ist durchzogen von einer Reihe Gassen, in denen sich Geschäfte aneinanderreihen, vor denen Einheimische und Touristen bummeln, in denen vor kleinen Cafés und Restaurants gegessen, erzählt und gelacht wird und im Menschengewühl auch noch laut hupender Motorroller und sogar Autos unterwegs sind.

So sehr die Endlichkeit für jeden Einzelnen bedrohlich erscheinen mag, ist doch das Leben schier unverwüstlich: ewig. Aus Zerbrechen und Verfall wächst immer wieder Neues. Wundert es da, dass man die Chiffre GOTT zunehmend mit Das Leben selbst auflöst?

Kommen Sie gut durch die dunkle Jahreszeit! Die Sonne kehrt wieder und das Leben sucht seine Bahnen!

Pastor Dr. Ulrich Palmer, Ev.-Luth. Christus-Kirchengemeinde Hohenfelde-Hörnerkirchen

Veröffentlicht am Fr. 25.10.2024