Novembererfahrung am Meer

Jörg Henke, Vertretungspastor zurzeit in Kiebitzreihe und Horst

Ein Segenswunsch für den November. Einmal in eine Ruhe finden, die Anschluss herstellt an das, was wirklich wichtig ist.

Kilometerweit war er am Strand gegangen direkt am Flutsaum entlang. Die Wellen brachen vor ihm und liefen aus. Die Möwen kreischten. Jetzt tauchten sie auf und waren nicht mehr wegzuschieben: Erinnerungen, Gedanken, Fragen, die ihn bewegten und beschwerten. Die Möwen segelten und zogen in Trupps weiter. Ja, es ist gut, das Erlebte noch einmal hervorzuholen und vor dem weiten Horizont des Himmels zu bedenken. Hier ordnet es sich noch einmal neu. Es ist mein Leben, mir anvertraut. Es ist meine Zeit mir geschenkt, doch begrenzt, damit Gutes daraus werden kann.

Ein Segenswunsch für den November kommt mir in den Sinn: „Ich wünsche dir Momente der Stille, in denen du eine Ahnung gewinnst von dem, was hinausreicht über unsere Zeit. Augenblicke, in denen du geborgen bist, als seist du gehalten von einer unsichtbaren Hand“ (Tina Wilms). Welch wunderbarer Segenswunsch für diese Novemberwochen! Einmal in eine Ruhe finden, die Anschluss herstellt an das, was wirklich wichtig ist.

Innehalten ist eine Chance dieser Novemberwochen. Auch in den Gottesdiensten wird es darum gehen, damit ich mein Leben wirklich leben kann und um Ziele weiß, die lohnen.Vielleicht können wir  dann sagen, dass „du geborgen bist, als seist du gehalten von einer unsichtbaren Hand“.

Der Strandwanderer war am Ende seines Weges erleichtert, sogar froh geworden. Als er am Inselende  eine Kirche auf der Düne aufragen sah, ging er hinein und blieb vor einem Lichtertisch stehen. Er zündete eine Kerze an und  in der Stille bat er Gott um Hilfe und Kraft für alles weitere. Und ein Danke drängte sich ihm auf.

Jörg Henke, Vertretungspastor in Kiebitzreihe und Horst

Veröffentlicht am Fr 04.11.2022