„Komm, folge mir.“

Lea Zora Schmitt, Vikarin in der Kirchengemeinde Glückstadt

Drei Wörter wie eine Naturgewalt. Erschütternd und lebensverändernd. Von jetzt auf gleich.

Er sieht mich an und sagt: „Komm, folge mir.“ Drei harmlos klingende Wörter. Wenn Jesus sie aber zu Menschen sagte, war das überhaupt nicht harmlos. Drei Wörter wie eine Naturgewalt. Erschütternd und lebensverändernd. Von jetzt auf gleich. Wenn Jesus sie sagte, verlangte er von den Menschen, alles hinter sich zu lassen. Familie, Besitz und Beruf. Finanzielle und soziale Sicherheiten aufzugeben. Radikal alles, jetzt sofort und ohne zurückzuschauen. Das verlangte Jesus. Aber die, die Jesus zur Nachfolge gerufen hat, wussten nicht, was sie erwarten wird. Er wollte von ihnen, dass sie alles aufgeben für eine ungewisse Zukunft und ein Leben ohne Sicherheiten.

Wenn Jesus mich heute rufen würde, würde ich dann folgen? Vermutlich nicht. Ich würde denken, so eine Entscheidung braucht Zeit und kann nicht einfach aus dem Moment heraus getroffen werden. Ich muss doch wissen, auf was ich mich einlasse, was ich hinter mir lasse. Wenn ich meine Sicherheiten im Leben aufgebe, brauche ich Sicherheit für meine Entscheidung. Aber was ist, wenn der Ruf zur Nachfolge gar keine Lebens-, sondern eine Liebesentscheidung ist? Dann muss sie radikal sein. Dann geht es nicht darum, was ich hinter mir lasse, sondern für was ich mich entscheide. Liebe ist radikal, bedingungslos und unbegrenzt. Liebe braucht keine Sicherheiten. Ich kann nicht nur ein bisschen für eine Sache brennen. Wenn mir bewusst wird, dass ich etwas liebe, tue ich das ganz oder gar nicht. Er sieht mich an und sagt: „Komm, folge mir.“

Veröffentlicht am Fr 10.03.2023