Keine Zeit, mich zu beeilen

Theodor Möller, Pastor für Vertretungsdienste im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

Mit Schwung ins neue Jahr. Diese Empfindung schwingt bei vielen – zumindest unbewusst – mit im Januar. Die sogenannten „guten Vorsätze“ sind ein Teil dieser Dynamik.

Manches soll eben anders, besser werden. Manches verändert sich ohne eigenes Zutun.

Ich möchte jedoch auch für mehr Gelassenheit und Ruhe plädieren im neuen Jahr, langsam ankommen, statt von Anfang an voll durchzustarten. Mal im Freien Platz nehmen – sei es auch kalt und nass. Dick vermummt die Feuerschale im Garten einweihen, eine neue Route im Wald gehen. Ungewohntes, Unbekanntes statt mit neuem Schwung in alten Bahnen, die so schnell zum allzu bekannten Trott werden. „Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen“, hat der Komponist Igor Strawinsky einmal gesagt. Weil Zeit zu kostbar ist, um sie mit Hektik zu vergeuden.

Den Januar auch deshalb mit Ruhe und Gelassenheit begehen, weil wir noch vom großen Fest des letzten Jahres zehren. In machen Haushalten wird bereits am Neujahrstag der Weihnachtsbaum abgeschmückt und die Krippe in den Keller verbannt. 

Ich finde das schade, denn am Neujahrstag sind die Könige ja noch gar nicht an der Krippe angekommen.Wie könnten sie auch ankommen, wenn wir sie schon in den Keller geräumt haben? Noch hat Jesus seine Geschenke – Weihrauch, Gold und Myrrhe – nicht bekommen, und wir haben schon keine Zeit mehr, sein Geschenk an uns, seine Menschwerdung, zu feiern und in unserem Alltag nachwirken zu lassen.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir in unserer Betriebsamkeit das Wesentliche versäumen.

Theodor Möller, Pastor für Vertretungsdienste

Veröffentlicht am Mi 15.01.2020