Jerusalema

Pastorin Birgit Dušková, Kirchengemeinde Glückstadt und Flüchtlingsarbeit Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

Der Song „Jerusalema“, den der südafrikanische DJ Master KG zusammen mit der Sängerin Nomcebo Zikode bereits im vergangenen Jahr produzierte, wurde mit 173 Millionen Aufrufen auf YouTube zum Sommerhit des Jahres.

Die leichte eingängige Musik brachte Menschen auf der ganzen Welt zum Tanzen: Feuerwehrleute in Rumänien, Mönche im Vatikan, schwedische Ärzte und Pflegekräfte, italienische Marinesoldaten, junge und ältere Menschen wiegen sich im Rhythmus des Liedes an den verschiedensten Orten auf der ganzen Welt: an Stränden, in Hinterhöfen, auf Parkplätzen oder auf der Station eines Krankenhauses.

Das Lied vermag es Sorgen und Nöte für einen Moment in den Hintergrund treten zu lassen und Lebensfreude und Hoffnung zu verbreiten. Das Tanzen ist auch mit Corona-Abständen gut möglich und erzeugt ein Gefühl von Verbundenheit zwischen Menschen über Grenzen hinweg. Das Lied ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir als Menschen gerade in schwierigen Zeiten Erfahrungen brauchen, die uns andere Sichtweisen auf das Leben schenken und uns miteinander neu in Kontakt bringen und verbinden.

Musik und Kunst in all ihren verschiedenen Ausprägungen haben diese Fähigkeit genauso aber auch Religion und Glaube in all ihren verschiedenen Ausprägungen. Sowohl Kultur als auch Religion können – auch wenn Menschen diese ganz unterschiedlich nutzen und leben – aus dem menschlichen Leben nicht weggedacht werden – gerade in schwierigen Zeiten. Sie sind aus meiner Sicht systemrelevant, weil Lebensmut und Hoffnung systemrelevant sind! Auch etwas, das schnell als leichte Unterhaltung bewertet wird, sollte nicht unterschätzt werden. Leichtigkeit ist wie Humor das beste Gegenmittel gegen alles, was das Leben beschwert.

Im konkreten Fall des Songs „Jerusalema“ verbindet sich eine leichte beschwingte Melodie mit einem ernsten Text. „Verlass mich hier nicht! Rette mich!“ singt Nomcebo Zikode auf Zulu. Ein alter Gebetsruf, eine Bitte um den Beistand Gottes, den vermutlich gar nicht wenige Menschen in verschiedensten Sprachen auf der Welt in Sorge und Not auf ihren Lippen tragen. Und „Jerusalema“ greift ein uraltes Hoffnungsbild aus der Bibel, der Offenbarung des Johannes, auf:  das heilige Jerusalem, die Stadt in der Gott die Menschen am Ende aller Zeiten in Frieden versammeln wird. Diese Stadt ist noch nicht jetzt, weiß auch das Lied. Aber dennoch ein Bild von Frieden, welches Menschen ermutigen kann, bereits im Hier und Jetzt Frieden mit anderen zu suchen. Zum Beispiel beim gemeinsamen Tanz zu „Jerusalema“!

Pastorin Birgit Dušková

Kirchengemeinde Glückstadt, Flüchtlingsarbeit Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf

Veröffentlicht am Do 08.10.2020