Jeder Krise wohnt ein Zauber inne

Stefan Egenberger, Pastor in Glückstadt und Neuenkirchen

Zwei Jahre Pandemie: Vielleicht geht es ja gar nicht zurück, sondern woanders hin. Auch für die Kirche. Veränderungen geschehen meist in Krisensituationen. Im November werden Kirchengemeinderäte gewählt, sie ermöglichen Mitbestimmung.

„Ich will mein altes Leben zurück“ – darauf können sich gegenwärtig wohl alle einigen. Auch für die Kirchen scheint das zu gelten. Seit sich Omikron verbreitet, sind viele nicht mehr zu den Gottesdiensten gekommen und viele Veranstaltungen wurden wieder abgesagt. Ich seufze: „Wann wird es endlich wieder so sein wie früher“.

Aber dann denke ich auch: Das Leben geht wegen Corona ja nicht einfach so plötzlich rückwärts. Vielleicht geht es ja gar nicht zurück, sondern woanders hin. Für mich persönlich. Aber auch für die Kirche. Veränderungen geschehen meist in Krisensituationen. Auch das gilt für mich ganz persönlich, wie für die Kirche. Wahrscheinlich, weil man zu bequem ist, etwas zu verändern, wenn es doch irgendwie läuft. Der Zauber des Anfangs – er entzündet sich erst dann, wenn ich merke, dass es so nicht weitergeht.

So wie ich merke, dass die zwei Jahre Pandemie mich verändert haben – Familie, Freundschaften, Hobbies... – so wird sich auch die Kirche verändern müssen. Aber wohin?

Wie Kirche aussieht, das bestimmen nicht nur die Pastorinnen und Pastoren, sondern alle Gemeindemitglieder. Das ist Teil der evangelischen Freiheit. Und dafür sind besonders die Kirchengemeinderäte zuständig. Im November werden sie neu gewählt. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich die Arbeit anzuschauen. In vielen Gemeinden können Sie als Gast in die Aufgaben hineinschnuppern. Denn es kommt auch auf Sie an, dass aus dem, was wir gerade erleben, wieder Aufbruch und Hoffnung wird. Ich bin sicher: Wenn sich Frustration in Energie verwandelt, wohnt selbst der Krise noch ein Zauber inne.

Es grüßt herzlich

Ihr Stefan Egenberger (Pastor in Glückstadt und Neuenkirchen)

Veröffentlicht am Fr 21.01.2022