„Du bist doch der Enkel von der Lydia!“ So hieß es oft in meiner schwäbischen Heimat. Wer man war, wurde auch dadurch bestimmt, zu welcher Familie man gehörte. Hatte man unter seinen Verwandten den Bürgermeister, galt das etwas. Ein schlechtes Licht fiel auf den, dessen Onkel zu häufig im Wirtshaus gesehen wurde.
Jesus wird auch in eine Familie hineingeboren. Der Evangelist Matthäus hatte später seinen Stammbaum aufgeschrieben. Gut vierzig Generationen umfasst er und ist voll mit prominenten und ehrwürdigen Persönlichkeiten. Wobei... Jakob war doch der, der seinen blinden Vater übers Ohr gehauen hat? Juda hatte seinen Bruder aus Neid nach Ägypten verkauft. Von Rahab ist die Rede, Prostituierte und Puffmutter. Und Salomo war gewiss ein kluger König, aber mit seinen vielen Frauengeschichten kein unbeschriebenes Blatt.
Was für tolle Typen in der Familie von Jesus, denke ich. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Matthäus verschweigt nichts und das ist ihm wichtig. Gott wird nicht Mensch auf dem Papier. Er wird Mensch mit Haut und Haar und riskiert das Leben mit all seinen Brüchen.
Ich spüre: Dort ist Platz für mich mit meinen Familiengeschichten. Ich werde frei für ein Weihnachten ohne Zwang zur heilen Welt. Es ist wie es ist - gerade oder krumm. So gehöre ich bedingungslos zur Familie Gottes. Jesus wird geboren, damit Gott in mir geboren wird und Zukunft, Hoffnung und Heilung wachsen. Früher war mehr Lametta? Na und!
Gesegnete und entspannte Weihnachten wünscht Ihnen Ihr Propst Steffen Paar aus Itzehoe
