Die Welt ist unübersichtlich geworden. Da hilft es Menschen, auf sich selbst zu sehen, auf die eigenen Wünsche, Pläne und Schmerzen. Dagegen ist nichts zu sagen. Eine gewisse Selbstbehauptung muss schon sein. Aber sie muss auch eine Grenze finden. Sonst entstehen Größenwahn und Einbildung: mein Wille, mein Werk, mein Verdienst…
Wir leben seit Monaten mit Corona. Das verlangt uns einiges ab. Viele sind die Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen leid. Doch eben diese haben uns geholfen, die Pandemie in Grenzen zu halten. Unvorsichtig zu werden, ist keine Option. Ich sehe: Es hat sich auch viel Gutes entwickelt. Wir bekommen mehr in den Blick, wie wir einander helfen können. Nehmen Rücksicht, weil die anderen genauso gerne leben wollen wie wir. Wir sind uns anders nahe. Wir entdecken was alles möglich ist. Klar, es gilt, geduldig zu sein. Ein wunderbarer Sommer zum Aufatmen hilft, vielleicht auch kindliche Offenheit.
Ein kleiner Junge fragt, ob er etwas an die Wand schreiben darf und macht sich fröhlich an die Arbeit: „Ich füle mich tol!“ Er hat sich seines Lebens gefreut, einfach so. Lebensfreude aus vollem Herzen. „Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“, sagte Jesus (Lk 18,17). Der Schulanfänger wusste wohl noch nichts von den Beschwernissen des Lebens. Er war der Mittelpunkt seines kleinen Universums, und das war gut und meinte es gut mit ihm. Ansteckend fröhlich!
Ich träume: Sonntags ein Erlebnis, durch das wir uns so beschenkt fühlen, dass wir es allen mitteilen möchten. Die Menschen kommen aus der Kirche, sie rufen es anderen zu: Ich fühle mich toll! Sundays for future! Ich wünsche allen dieses Lebensgefühl!
Ihre Pastorin Otto-Kempermann aus Hohenlocksted
